Der in Berlin geborene Künstler Sigurd Kuschnerus (1933-2022) war ausgebildeter Glasmaler und Mosaiksetzer und ab 1959 war als freier Maler und Grafiker tätig. Er war im Künstlerkreis Kreuzberger Boheme aktiv. Während einer Zeit, in der die Malerei von Abstraktion dominiert war, waren Kuschnerus‘ Gemälde und Grafiken ab den 1970ern immer stärker von einer fast foto-realistischen Gegenständlichkeit gekennzeichnet.
Berlins größtes Musiktheater, die Deutschen Oper im Ortsteil Charlottenburg erfasst Kuschnerus detailreich aus der, für ihn untypischen, Vogelperspektive einer Architekturzeichnung ähnlich. Ohne die Überschrift würde eine Identifizierung jedoch schwerfallen. Denn Kuschnerus wählt nicht die Frontansicht mit der Dicken Wand, der 70m langen fensterlosen Fassade aus Waschkieselputzplatten an der belebten Bismarckstraße, sondern die Seitenansicht von der Krummen Straße Ecke Zillestraße, von wo man auf das Parkhaus und Parkplatzgelände sowie zahlreiche innere Gebäudeteile blickt. Damit scheint Kuschnerus dem „Innen vor Außen“- Konzept des Architekten Fritz Bornemann Rechnung zu tragen, dessen 1961 errichteter Neubau radikal mit der Tempeloptik des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Opernhauses brach. Kuschnerus‘ Zeichnung zeigt keinen Musiktempel, sondern dokumentiert sachlich einen funktionsorientierten Gebäudekomplex.
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