Alles andere als schimmernd erhebt sich Siegessäule, im Berliner Volksmund als „Goldelse“ getauft, vor dem trüben lehmgelb-grünlichen Hintergrund, wird von einer übergroßen historischen Straßenlaterne fast verdrängt. Mit fahler Farbigkeit und Versatzstücken, wie den schablonierten Konturen der Statue of Liberty, wird die Siegessäule als Symbol militärischen Triumphs Preußens über Frankreich in 1871 im Licht der Zeit kommentiert.
Das Blatt, von dem es vier Variationen gibt, gehört zum Themenkomplex der „verwehten Spuren“ von Gertraude Nath-Krüger, der Berlin und Potsdam gewidmet ist. Viele Jahre blieb Berlin der Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens. Nach dem Studium an der Kieler Fachhochschule für Gestaltung erwarb sie an der Kunstakademie Berlin von 1956-1962 eine umfassende Ausbildung als Grafikerin, Malerin und Zeichnerin. Abseits von Pop Art, Fluxus und anderen Kunsttrends der Zeit fand sie im Siebdruck ein künstlerisches Mittel, das ihr immer neue Ausdrucksmöglichkeiten bot.
Mit dem Siebdruckverfahren wurde auch die fotografische Aufnahme der Siegessäule verändert; malerische Elemente ergänzen die Verfremdung des gewohnten Motivs. Nath-Krüger wollte die vertrauten Orte nach ihrer Geschichtlichkeit erkunden, die historische Patina sollte im Bild greifbar werden.
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