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Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/110]
Stickbild: Erinnerung an die Militärzeit in Tsingtau (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Provenance/Rights: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
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Stickbild: Erinnerung an die Militärzeit in Tsingtau

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Description

Die Gesellschaft im wilhelminischen Kaiserreich war stark vom Militär geprägt. Das Heer bot auch Arbeitern und Kleinbürgern gewisse Aufstiegschancen. Der geleistete Militärdienst öffnete im Zivilleben den Zugang zu gehobenen Stellungen. Deshalb verwundert es nicht, dass die Erinnerung an die Militärzeit ins positive Licht gerückt wurde. Die soziale Militarisierung war ein gesellschaftliches Phänomen. Kriegervereine hatten bis 1914/18 Hochkonjunktur und auch in Hagen zahlreiche Mitglieder. Auf der persönlichen Ebene entstand eine eigene Erinnerungskultur, die von Reservistenkrügen und andere Devotionalien bis hin zu Stickbildern reichten.
Auch der 1886 in Hohenlimburg geborene August Ludwig ließ sich ein Stickbild zur Erinnerung an seine Dienstzeit in der deutschen Kolonie Tsingtau in China anfertigen. Von 1908 bis 1911 war er in der dortigen Garnison stationiert. Tsingtau war die Hauptstadt des 1898 von China an das Deutsche Reich verpachteten Gebiets Kiautschou. Die Kaiserliche Marine erhielt dadurch einen eigenen Flottenstützpunkt in Ostasien. Nach einer zweimonatigen Belagerung durch britische und japanische Truppen gelangte das Gebiet im November 1914 unter japanische Verwaltung.
Die bekrönten Schulterklappen, zwei gekreuzte Anker und die römische Ziffer III belegen, dass August Ludwig im Dritten kaiserlichen Seebataillon des Ostasiengeschwaders seinen Dienst versah. Das Dritte Seebataillon wurde 1898 aus Teilen des Ersten und Zweiten Seebataillons in Kiautschou gebildet. Ludwig diente in der Maschinengewehr Abteilung dieses Bataillons. Nach der Einführung von Maschinengewehren wurden solche Einheiten seit 1901 im gesamten kaiserlichen Heer aufgestellt.
Das Stickbild wird auf der linken Seite von der Fahne eines Vizeadmirals beherrscht. Sie deutet auf Ludwigs Dienstzeit 1908–1911 in Tsingtau hin. Unter einer Kaiserkrone hält ein bekrönter Adler die Reichskriegsflagge in seinen Krallen. Darunter ist vor zwei gekreuzten Gewehren ein Portraitfoto von August Ludwig zu sehen. Ein gesticktes Maschinengewehr, umrahmt von zwei weißen Schulterklappen, verweist auf seine Einheit. Am unteren Rand der Erinnerungstafel sind ein Schiff und die genaue Bezeichnung des Truppenteils zu sehen.
Das aufgestickte Schiff mag auf den ersten Blick verwundern. Es handelt sich um die im November 1900 vom Stapel gelaufene „Neckar“ des norddeutschen Lloyd. Sie war ein kombinierter Fracht- und Passagierdampfer. Im Januar und Juli 1911 unternahm sie von Bremerhaven aus zwei Reisen nach Tsingtau, um Truppen des Ostasiengeschwaders zu transportieren. August Ludwig kehrte mit dem Schiff zurück nach Deutschland. Die „Neckar“ wurde 1917 von den USA nach der Kriegserklärung beschlagnahmt. Als “USS Antigone“ diente sie als Truppentransporter und Postschiff, 1928 wurde sie abgewrackt.

Andreas Korthals

Material/Technique

Seide & Baumwolle & Brokat & Holz

Measurements

H 96 cm; B 61 cm

Literature

  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, S. 252f
  • Bosshard, Robert (1993): Erinnerung an die Dienstzeit. Fotografien der Jahrhundertwende aus eigenem Bestand, Fotografische Sammlung im Museum Folkwang, 4. April bis 30. Mai 1993). Essen
  • HInz, Hans-Martin; Lind, Christoph (Hrsg.) (1998): Tsingtau. Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte 1897-1914. Berlin
  • Kludas, Arnold (1991): Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd, Bd. 1, 1857 bis 1919. Herford
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