Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lagen in der Landschaft und in den Rüstungswerken zahlreiche Waffen, Ausrüstungsteile und andere Gegenstände der früheren Wehrmacht umher. Die Alliierten ließen das noch brauchbare Kriegsmaterial auf Sammelplätzen zusammentragen. Anschließend wurde es vernichtet. So landeten im Frühjahr und Sommer 1947 mehr als 1.000 Batteriezellen für U-Boote der Fernrakete „V 2“ in einer Schrottpresse des Stahlwerks der Schmiedag in Hagen-Eckesey. Sie waren von den Alliierten in der Accumulatoren Fabrik im Stadtteil Wehringhausen sichergestellt worden. Andere „Kriegsbatterien“ fanden verbotenerweise in Kraftfahrzeugen, Radios und für andere Zwecke eine neue Verwendung.
Bei einem großen Teil der Rüstungsgüter, die in den Industriebetrieben und in der Landschaft herumlagen, kam es zu einem Recycling durch Konversion. Aus Stahlhelmen wurden Schöpfkellen und Töpfe, aus Gasmaskenbehältern neue Kannen, aus Granat- und Patronenhülsen funktionierende Feuerzeuge und Lampen mit Schirmen aus Fallschirmseide. Die Konversion von Rüstungsprodukten ermöglichte in der frühen Nachkriegszeit vielen Betrieben einen Neuanfang.
Der Kerzenhalter wurde aus dem nachträglich rot lackierten Kopf einer Granate, möglicherweise einer Sprenggranate vom Kaliber 8,8 cm, gefertigt. Die obere Spitze mit dem Schraubgewinde für den Zünder, ist mit einem Aluminiumteil als Halterung für die Kerze verschlossen. Wo der Kerzenhalter hergestellt wurde, ist nicht bekannt. Es scheint sich aber um ein in Serie gefertigtes Produkt zu handeln.
Mit weiteren Konversionsartikeln wurde der Kerzenhalter 1946/47 im Haushaltswarengeschäft Günther Limke in der Hagener Mittelstraße erworben. Limke war eines der ersten Geschäfte in der Stadt, das nach Kriegsende wieder öffnete. Nach der Währungsreform im Juni 1948 nahm der Betrieb einen Aufschwung und zählte in der „Wirtschaftswunderzeit“ zu den wichtigsten Kaufhäusern in der Innenstadt.
Ralf Blank
Quelle: StadtA Hagen, Best. Varta
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