Es handelt sich um das in Prenzlau am häufigsten dargestellte Motiv, eine Ansicht des Marktplatzes von Osten, rechterhand das Rathaus mit der Alten Wache daneben, geradezu der Schaugiebel der Marienkirche vor dem hohen Dach und der Doppelturmfassade, die Bürgerhäuser bescheiden dagegen. Diese Lithographie ist nur in den zwei Exemplaren des Prenzlauer Museums überliefert. Herausgegeben hat es der Buchhändler und Verleger Friedrich Wilhelm Kalbersberg, der 1834 die Buchhandlung Rágóczy in Prenzlau übernommen hatte. Der Druck wurde wohl in Berlin ausgeführt, von dort stammte er und dort bei Winkelmann und Söhne hatte er auch eine lithographierte Ansichte des Prenzlauer Gymnasiums fertigen lassen. (Berndt 2002, S. 200ff.)
Bezeichnet re. u. "Verlag von F. W. Kalbersberg in Prenzlau.", Mi. u. "Der Marktplatz zu Prenzlau.". Das Blatt ist alt gerahmt in einem Biedermeierrahmen der Zeit, Holz braun mit aufgebrachten schwarzen Quadraten an den Ecken, von denen eines oben links fehlt. Die Rückseite dieses zeitgenössischen Rahmens (Abb. 2) ist hier besonders interessant, weil nicht nur ein Klebezettel einer Rahmungsfirma aus Freiburg i. Breisgau, eine Ankaufsnotiz von 1945 aus Heidelberg, sondern auch die Abschrift eines Artikels aus dem Uckermärkischen Volksblatt zur Unterhaltung, Belehrung und Mitteilung (v. 15. Dezember 1841, S. 398) notiert sind: "Als passendes Geschenk für entfernte Angehörige empfohlen ergebenst: Ansicht des Marktplatzes zu Prenzlau coloriert 2 Rhtlr., schwarz 1 Rhtlr. 10 Gr. F. W. Kalberbersberger Buchhandlung in Prenzlau".
2001 aus Privatbesitz in Hanau erworben.
Das Blatt ist stark gebräunt, die Klebespuren schlagen bereits durch auf die Vorderseite durch, was durch die vom Unterkarton eindringende Säure verstärkt wurde.
2022 wurde das Blatt restauratorisch behandelt, um die bereits fortgeschrittene Zerstörung durch einen säurehaltigen Karton auf der Rückseite, auf den das Blatt mit Knochenleim aufkaschiert wurde, zu stoppen. Dafür wurde das Blatt in einem ersten Schritt ausgerahmt (Abb. 3 Vorderseite, Abb. 4 Rückseite) und Blatt und Rahmen gereinigt. Es stellte sich außerdem heraus, dass das Blatt für den Rahmen sehr knapp und schlecht beschnitten wurde, so dass es ausfranst. Das erforderte eine Festigung an den Rändern. Die Lösung vom Unterkarton erforderte angesichts der Kolorierung und des fragilen Zustandes eine behutsame Vorgehensweise. (Abb. 5 Vorderseite, Abb. 6 Rückseite). Zuletzt wurde das Blatt mit einem säurefreien Karton auf der Rückseite gesichert und wieder verrahmt, denn druckgraphische Ansicht und Rahmen sind als eine Einheit zu betrachten. Der historisch interessante Rückkarton (s. Abb. 2) wurde dabei zuletzt aufgeklebt, um dessen Informationen für die Nachwelt zu erhalten.
Literatur:
Iris Berndt, Die druckgraphische Vedute in der Provinz Brandenburg. Studien zum Kunstleben zwischen 1740 und 1840, Diss. Freie Universität Berlin v. 17. Mai 2002 (Mikrofiche-Ausgabe oder an einigen Orten auch Papierausgabe verfügbar).
Iris Berndt, Die Provinz Brandenburg im Bild der Druckgraphik 1550-1850, Berlin 2007, Nr. 1626 m. Abb.
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