Diese "Cantir" genannte Glaskaraffe wurde im Mundblasverfahren im 17. Jh. (?) in Spanien (?) hergestellt. Das durchsichtige Glas irisiert leicht bläulich und grünlich. Es vermittelt maurisch-islamische Stileinflüsse, die über Spanien und Venedig nach Mitteleuropa gelangten.
Objekttext in der Sonderausstellung "Glas und europäisches Kulturerbee":
VENEDIG UNTERWEGS
Venedig ist die Schnittstelle zwischen »morgenländischem und abendländischem Glas«, was recht gut der maurisch anmutende »Cantir« veranschaulicht. Den Venezianern gelang 1453 die Herstellung einer fast farblosen Glasmasse. Die Glasmacher auf Murano hüteten ihre Produktionsgeheimnisse streng und durften Venedig nicht verlassen. Dennoch kam es zur Gründung von Hütten außerhalb des venezianischen Staatsgebietes, die Gläser »à la facon de Venice« herstellten. Besonders lange blieb der venezianische Stil in Frankreich und den südlichen Niederlanden (heute: Belgien) in Mode.
Das venezianische Glas war ein »langes Glas«: der Temperaturbereich, in dem es sich plastisch verformen ließ, war relativ groß. Dadurch konnte die Glasmasse zu sehr dünnwandigen Gefäßen verarbeitet werden, deren Oberfläche sich mit einer Form strukturieren ließ (»optische Blasen«),
und es konnten Schaft und Kuppa durch das Anheften von schlangenartig gewundenen Strängen oder Flügeln dekoriert werden.
Auch hüttentechnische Dekorationen mit Murrini, die aus aufwendig gefertigten Glasstangen geschnitten und aufgeschmolzen wurden, verbinden sich mit Venedig, das sie aus der Antike in die Neuzeit übergab.
en