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Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/45]
Gedenkbuch für die Opfer der Stadt Hagen (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Provenance/Rights: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
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Gedenkbuch für die Opfer der Stadt Hagen

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Description

Die Stadt Hagen gab 1936 und 1955 zwei Gedenkbücher für die Toten der beiden Weltkriege 1914 bis 18 und 1939 bis 45 heraus. In der lokalen Gedenkkultur und für die „Vergangenheitsbewältigung“ in Hagen besaßen sie zeitweise eine zentrale Funktion. Mit der Herausgabe des Gedenkbuches für die Opfer des Zweiten Weltkriegs knüpfte die Stadt Hagen im Jahre 1955 an das 1936 von den Nationalsozialisten initiierten „Heldenbuch“, so die damalige Bezeichnung, für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs an. Von ihren prächtigen Metalleinbänden und in der Gestaltung waren sie nahezu identisch. Gebundene Nachdrucke der beiden Gedenkbücher konnten käuflich erworben werden.
Das Gedenkbuch aus dem Jahr 1955 enthält eine Auflistung der Gefallenen sowie der während der NS-Gewaltherrschaft ermordeten Hagener Bürger. Auch die „Opfer des erbarmungslosen Luftkriegs“, so der sozialdemokratische Oberbürgermeister Fritz Steinhoff und der christdemokratische Oberstadtdirektor Ewald Sasse in ihrem Vorwort, werden aufgeführt. Ausländische Arbeitskräfte und Kriegsgefangene, die in großer Zahl bei den Luftangriffen in Hagen zu Tode kamen, blieben unerwähnt. Der Nationalsozialismus als Ursache für Krieg und Terror wird in den einleitenden Texten nur indirekt angesprochen und bewertet.
Die inhaltliche Darstellung vermittelt den Eindruck, als seien die Toten des Krieges Opfer einer über die Stadt gekommenen Naturkatastrophe geworden. Das Gedenkbuch enthält keine klaren politischen Botschaften, geschweige denn Aussagen über Schuld und Ursachen. Die Ausgabe von 1955 steht in einer Reihe mit inhaltlich vergleichbaren Veröffentlichungen zur NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg. In Hagen nahm diese Form der „Vergangenheitsbewältigung“ 1947 mit dem Buch „Ein Jahrtausend Raum Hagen“ des Stadtarchivars Walter K. B. Holz ihren Anfang. Die Deutungshoheit über die „dunklen Jahre 1933 bis 1945“ lag bei Zeitzeugen und Mitwirkenden des NS-Regimes. Ihr Credo war die vermeintlich ausschließliche Rolle der deutschen Bevölkerung als Opfer von Krieg und Verfolgung. Politisch sei das „deutsche Volk“ von Hitler verführt und getäuscht worden.
Der von den Nationalsozialisten zu einem „Heldengedenkbuch“ stilisierte Band für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs wurde seit September 1937 in einem eigenen „Gedächtnisraum“ des damals neu eröffneten städtischen Museums „Haus der Heimat“ präsentiert. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte es in einem Hagener Bunker. Nach der Einweihung des neuen Hagener Rathauses 1965 erhielten die beiden Gedenkbücher in einer Vitrine vor dem Ratssaal einen eigenen Platz. Begleitet von einer kurzen öffentlichen Debatte um das Für und Wider eines solchen Gedenkens wurden sie 2005 dem Stadtmuseum übergeben.

Ralf Blank

Material/Technique

Bronze & Messing & Leder & Papier

Measurements

H 45 cm; B 37 cm; T 11 cm

Literature

  • Blank, Ralf (2009): Zerstört und vergessen? Hagen, das Ruhrgebiet und das Gedächtnis des Krieges; in: Jörg Arnold, Dietmar Süß, Malte Thießen (Hrsg.): Luftkrieg. Erinnerung in Deutschland und Europa. Göttingen, S. 162-182
  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, S. 122f
  • Holz, Walter Karl Bogislaw (1947): Ein Jahrtausend Raum Hagen. Hagen
  • Schledorn, Jörg (1995): Hagen ohne Helden? Die Kontroverse um die „Heldengedenkbücher“ - Ein Beitrag zum Geschichtsbewusstsein in unserer Stadt; in: Hagener Geschichtshefte 1 (1995). Hagen, S. 21-42
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