Funde von Tuchplomben gelten als direkter Nachweis eines der bedeutendsten Wirtschaftszweige des Mittelalters und der Frühneuzeit, nämlich der Tuchproduktion und des Tuchhandels und werden seit dem 13. Jahrhundert als Qualitätszeichen der Ware angesehen. Innerhalb der im Spätmittelalter zunehmenden Konkurrenz in der Tuchproduktion sollten sie sowohl Qualität als auch Herkunft garantieren.
Die Vorderseite unserer Plombe zeigt ein Wappenschild zwischen zwei aufrecht stehenden und nach Außen abgewandten Löwen, deren Schwänze miteinander verwoben sind. Auf dem Schild sind je drei senkrecht angeordnete Sterne rechts und links eines Balkens zu sehen. Über dem Wappen befindet sich eine Krone. Es handelt sich um das Wappen der niederländischen Stadt Gouda. Auf der Rückseite ist die Darstellung eines hängenden Widders/Wollschafes zu sehen, wie sie von der Ordenskette des von Philipp von Burgund 1430 gestifteten Ritterordens vom Goldenen Vlies gut bekannt ist. Die Plombe aus Gouda stammt aus dem 17. Jahrhundert und bescheinigte ursprünglich dem angehafteten, verplombten Wolltuch eine hohe Qualität.
Den für Soest sehr wichtigen Tuchhandel illustrieren drei Bleiplomben vom Soester Markt. Aus den erhaltenen Stempeln ist jedoch nicht zu ersehen, ob die Plomben von importierten Stoffen stammten oder in Soest hergestellte Tuche kennzeichneten. Die Bruderschaft der Wollenweber spielte im hoch- und spätmittelalterlichen Soest eine herausragende Rolle und gehört zu den frühesten schriftlich nachgewiesenen Handwerken überhaupt.
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