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Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/42]
Sabbatlampe (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Provenance/Rights: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
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Sabbatlampe

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Description

Öllampen dieses Typs wurden im Mittelalter als „Judenstern“ bezeichnet. Unter den sechs sternförmig angeordneten Dochthaltern befindet sich eine Tropfschale. Nürnberg war der Hauptproduktionsort solcher mehrteiligen Lampen. Am Schabbes, dem jüdischen Sabbat, werden sie von der Zimmerdecke gehängt, oft an einer verstellbaren Vorrichtung. Am Freitagabend entzündet die Frau des Hauses die Kerzen und die Hängelampe. Der Hausherr hebt einen Becher mit Wein und spricht den Kiddusch. Durch das Licht und den Segen wird der Sabbat eingeleitet.
Die Sabbatlampe gehörte sicherlich zu einem jüdischen Haushalt und eher nicht zur Ausstattung einer Synagoge. Aufgrund ihrer Datierung dürfte sie in einer Familie über mehrere Generationen weitergereicht worden sein. Vermutlich gelangte sie nach dem Pogrom im November 1938 in den Bestand des „Heimatmuseums in Hohenlimburg“. Gleichartige Lampen finden sich auch in anderen Museen, etwa im Ruhrtalmuseum in Schwerte, im Kölnischen Stadtmuseum und im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten.
Am Vormittag des 10. November 1938 zogen Parteimitglieder der NSDAP, Angehörige der SS und SA sowie Einwohner unter Führung des Ortsgruppenleiters durch die Kleinstadt Hohenlimburg. Wohnungen und Häuser jüdischer Bürger wurden geplündert, ihr Eigentum zerstört, Menschen misshandelt. Den geplünderten Hausrat sammelte der Mob auf dem Vorplatz der Synagoge. Darunter befanden sich auch jüdische Kultusobjekte und historische Gegenstände. Ein Teil gelangte anscheinend in das damalige Heimatmuseum, zahlreiche andere Gegenstände in Privatbesitz. Auf ähnliche Weise verfuhren Partei und Behörden ab April 1942 bei der ersten größeren Deportation von Juden aus den Städten der Region.
Die Überlassung von Kultusobjekten an das Heimatmuseum in Hohenlimburg war konform mit der NS-Kulturpolitik. Aus Sicht der Nationalsozialisten gehörten die im frühen 18. Jahrhundert entstandenen, von ihnen zerstörten jüdischen Gemeinden der Vergangenheit an. Zeugnisse des jüdischen Lebens in der Stadt wurden somit als museumsreife Sachgüter einer erloschenen Kultur angesehen.

Ralf Blank

Material/Technique

Messing / gegossen & punziert

Measurements

H 45,5 cm; max. D 23,5 cm

Literature

  • Baumgärtel, Otto (1981): „Lamp‘ herunter, Sorg‘ hinauf!“ Sabbatlampen und Chanukkaleuchter aus Nürnberger Rotschmiedewerkstätten; in: Kunst und Antiquitäten (1981), 4. München, S. 38-46
  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, S. 116f
  • Franzheim, Liesel (Bearb.) (1990): Judaica II. Kölnisches Stadtmuseum. Köln
  • Grütter, Heinrich Theodor; Drexl, Magdalena; Heimsoth, Axel; Stephan-Maaser, Reinhild (Hrsg.) (2017): Der geteilte Himmel. Katalog zur Ausstellung im Ruhr Museum. Essen, S. 335, Abb. 16.6
  • Heuberger, Georg (Hrsg.) (2006): Die Pracht der Gebote. Die Judaica-Sammlung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main. Köln, S. 158–162
  • Hoppe, Jens (2002): Jüdische Geschichte und Kultur in Museen. Zur nichtjüdischen Museologie des Jüdischen in Deutschland. Münster
  • Stegemann, Wolf; Eichmann, Johanna (1992): Jüdisches Museum Westfalen. Katalog. Dorsten, S. 145–151
  • Zabel, Hermann (Hrsg.) (1998): Hohenlimburg unterm Hakenkreuz. Beiträge zur Geschichte einer Kleinstadt im Dritten Reich. Essen
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