Der zweifach gebauchte Deckelpokal auf Balusterfuß zeigt ringsum auf der großen Wölbung die Inschrift „DAS NEUSTAEDSCHE ZEUCH- LEIN- UND GARNWEBER-GEWERCK HAT DIESEN WILLKOMMEN DER BRUDERSCHAFT ZU EHREN GESCHENKET“. Männliche Köpfchen mit Ösen für die Aufhängung von Widmungsplaketten sind auf beide Wölbungen aufappliziert. Auf dem taillierten Mittelteil zwischen den Bauchungen sind zwei aufsteigende Löwen bzw. zwei Engel eingraviert, die jeweils die Krone und die im Dreieck angeordneten Webschiffchen halten. Die Darstellungen sind sowohl mit der Jahreszahl 1782 als auch mit 1787 datiert. Über dem gewölbten Deckel steht eine als römischer Militärtribun gekleidete Figur mit Fahne. Eine Seite der Fahne zeigt die aufsteigenden Löwen, Weberschiffchen und Krone mit der Jahreszahl „1782“, die andere die Inschrift „VIVA [?] die Zie gner“. Der Pokal ist ohne Behang. Die auffallend großen Nasen der Köpfchen als Aufhängung für die Plaketten dürften das Klischee der „typisch jüdischen Nase” bedienen. Dieses Vorurteil wurde im späten 18. Jahrhundert durch die rassentheoretischen Arbeiten von Johann Friedrich Blumenbach (1752-1840) verbreitet und fand in antisemitisch geprägten Bevölkerungsschichten Zuspruch.
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