Dieses Eckhaus, dessen drei Fachwerkgeschosse sich auf dem steinernen Erdgeschoss erheben und oben von einem hohen Walmdach geschlossen sind, wurde nach 1900 entstellend verändert und existiert nur noch mit seinen unteren beiden Geschossen. Einst war es das größte Fachwerkhaus der Stadt, errichtet wurde es 1680-1684. Der Lastenaufzug in der Mitte der Traufseite an der Breiten Straße (Nr. 78) deutetet auf die Funktion der vielen Geschosse, Waren und Vorräte eines Kaufmanns auf geringer Fläche einzulagern, später war es Gasthaus. Durch seinen markanten barocken Erker, der über alle drei Geschosse geführt und von einem Turm geschlossen wurde, fand das breite 13achsige Gebäude häufiger künstlerische Darstellung. An der Schenkstraße war ein Durchblick an seiner Giebelseite zum Schloss Wernigerode möglich, dies schafft ein malerisches Gesamtbild. Einheimische Bewohner - zwei Frauen mit markanten gestreiften Umhängen und ein Mann mit Weste und Hut, auf einen Stock gestützt - beleben als Rückenfiguren das Bild.
Die von zwei Linien gerahmte Darstellung ist unter diesen bezeichnet li. u. "gez. v. Pozzi.", re. u. "Lith. v. H. Budras u. E. Siegmund Hirschberg.", Mi. u. "gedr. bei Fr. Hanfstängl, Dresden.", darunter "Altes Holzhaus zu Wernigerode." Re. o. ist die ursprüngliche Nummerierung "No. 5" ausradiert und mit Bleistift nachgezeichnet.
Zu klären ist noch, ob es sich bei dem Zeichner der Vorlage um den 1842 verstorbenen Carlo Ignazio Pozzi oder seinen Neffen Giacomo handelt. Von beiden gibt es mit ihrem Namen bezeichnete Lithographien von Wernigeroder Motiven. Sie arbeiteten in jener Zeit in Dessau, von wo sie Wernigerode besuchten.
Mit der Schenkung der Sammlung Bürger gelangte das Blatt 2019 an die Schloß Wernigerode GmbH.
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