Eine ungewöhnliche Darstellung beherrscht den Spiegel dieses Tellers – ein Brustbild Martin Luthers, das auf beiden Seiten von einem Cherub und oben von einem Schwan, dem Wappentier des Reformators, flankiert wird. Darunter befindet sich die Buchstabenkombination „DML“ für „Dr. Martin Luther“. In einer Kartusche, die sich unterhalb des Bildnisses befindet, ist mittig Christus zu sehen, der von den 12 Aposteln umgeben wird. Die Fahne ist mit einer Bordüre aus Blattranken, Füllhörnern und Kartuschen im Stil von Meissener oder Wiener Du Paquier-Porzellan dekoriert. Auch hier bezieht sich die Darstellung des Tellers auf eine grafische Vorlage – und zwar auf einen Kupferstich des niederländischen Künstlers Frans Brun (tätig 1627–1648), der für die Titelseite einer im Jahre 1648 in Amsterdam gedruckten Luther-Bibel verwendet wurde. Vermutlich ist der Teller anlässlich des 200. Todestages Luthers im Jahre 1746 entstanden. Neueste Forschungen gehen davon aus, dass vergleichbare Porzellane aus China, die seit etwa 1740 mit christlich-religiösen Szenen bemalt wurden, nicht, wie bisher angenommen, für den Export in den Westen bestimmt waren, sondern wahrscheinlich für den Markt einheimischer Konvertiten hergestellt wurden. Einzelne dieser Porzellane gelangten wohl eher als Kuriositäten nach Europa.
Ankauf von Dr. Wolfgang von Dallwitz, Berlin, 1908
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