Die kleinen Freuden
am
Huettchen Gleims:
den 2ten April 1799.
Huettner, thu das Pförtchen auf,
Denn wir sind im vollen Lauf,
Wir, wir, deine kleine Freuden!
Einen Kuss nur geben dir,
Und ein Sträusschen wollen wir,
Und dann zaertlich von dir scheiden:
Den wir müssen heut noch weit,
Rings wo Phoebus Strahlen streut
Müssen wir in Stadt u. Lande
Hertzen gruessen die mit dir
Durch die schönsten Geistesbande
Eines sind, wie du und wir;
Hertzen, die dich Harfen Meister!
Himmlisch lieben, wie die Geister,
Und sich denken froh den Tag
Da ihr Gleim in Windeln lag:
Die mit Preissgluth auf den Wangen,
Nicht fuer sich, nein nur für dich,
Diesen Tag noch oft verlangen!
Jedes freue heute sich!
Soll auch iedes etwas haben,
Heut von unsern besten Gaben:
Dies ein Frühlings Vorgefuehl;
Jenes Lust am Tanz u. Spiel;
Dies ein innichlich Behagen
An der Wesen Kettenring;
Jenes, welches Grillen fing,
Soll ein Rad vor Freuden schlagen;
Unter Sorgen ienes da
Find´ es eine Hoffnungs Rose;
Und das edle Freuden lose
Ein Glueck das sich´s nicht versah;
Jenes dort im Morgenstrahle,
Liebe heut zum ersten mahle.
Dem dort, das sein Leid nicht klagt,
Werde Tröstung zugesagt;
Jenes Welt und Menschen muede
Laechle heut ein suesser Friede;
Und so manches welches weint,
Finde heute seinen Freund.
Wohlbefinden sei dem Kranken;
Greisen, die am Stabe wanken,
Neue frohe Lebenskraft;
Jenes das gern Gutes schafft
Seh sich heute schön belohnet;
Und für eine Schuld verschonet;
Finde sich wer gerne giebt,
Vater, Mutter, Brueder liebt.
Doch die deines Hertzens denken
Woll´n vor allen wir beschenken,
Denn dein gantzer Lieder Hain
Soll mit Bluethen sie bestreun,
Dass sie unter diesen Blüthen
Wandeln bis zu deiner Hütten,
Dich da finden, dich da sehn,
Dich, dem ewig iung u. Schönen!
Und du dann die Freuden Traenen
Siehst in ihren Augen stehn.
C. L. von Klencke
geborne Karschinn.
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