Im Zuge der aufkommenden Alpenromantik und des einsetzenden Tourismus in der Schweiz entstanden viele Druckgrafiken mit Ansichten der dortigen Gebirgslandschaften, die als besonders romantisch, unberührt und pittoresk empfunden wurden. Vor allem die zahlreichen Wasserfälle wurden ein beliebtes Ziel für Reisende und häufig aufgegriffenes Bildmotiv für Künstler. Die vorliegende großformatige Lithografie zeigt den unteren Reichenbachfall, einer von insgesamt sieben kaskadenartigen Wasserfällen, mit denen der Reichenbach (Rychenbach im Berner Oberland) in die Aare stürzt. Die Gischt des tosenden Wassers wird durch Weißhöhung hervorgehoben, wofür eine zweite Farbplatte verwendet wurde. Die Lithografie erschien bei Godefroy Engelmann, einem aus Mulhouse im Elsass stammenden französischen Pionier der Lithografie. Er experimentierte mit mehrfarbigen Steindrucken und ließ sich 1837 die Chromolithografie patentieren. Bei dem Künstler, der die Vorlage für den Druck zeichnete, handelt es sich wohl um Pierre-Antoine Mongin, für den mehrere Zusammenarbeiten mit Engelmann belegt sind. [Johanna Kätzel]
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