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Krankenhausmuseum Bielefeld e.V. Entwicklung des Gesundheitswesens (in Bielefeld) [LPV045]
Ampulle Neosalvarsan (Krankenhausmuseum Bielefeld e.V. CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Krankenhausmuseum Bielefeld e.V. (CC BY-NC-SA)
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Neosalvarsan

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Description

Ampulle Neosalvarsan, mit gelbem Wirkstoff in Pulverform, in Original-Schachtel. Unten abgerundet, mit verschmolzener Spitze. Etikett (beige) mit braun-gelbem Aufdruck: 0,3 g Dos II Neosalvarsan. Staatlich geprüft am 7.12.61. Farbwerke Hoechst AG (Logo). Schachtel mit Stülpdeckel, mit denselben Angaben: 0,3 Gramm Neosalvarsan Dosierung II, rundes Siegel: St aatlich geprüft Paul Ehrlich Institut Frankfurt a. M. [Lfd. Nr.] 10A73. Auf der Vorderseite in rotem Druck schräg, in handschriftlicher Schrifttype: P. Ehrlich. Innen mit Welllpappe ausgelegt, in einem Seitenfach befindet sich der Original-Beipackzettel: Neosalvarsan D.5117, Präparat Nr. 914, lfd. Nr. 1081. Firmenbezeichnung: Farbwerke Hoechst AG. vormals Meister Lucius & Brüning, Frankfurt (M) Hoechst

Salvarsan ist das erste spezifisch bei einer Infektionskrankheit wirksame Medikament. 1905 wurde das Treponema pallidum als Erreger der Syphilis identifiziert (in Leven 1997, S. 60). Die chemotherapeutische Behandlung der Syphilis mit dem Arsenpräparat Salvarsan durch Paul Ehrlich (1910) ist ein Triumph der Bakteriologie, trotz dessen Nebenwirkungen bis hin zu Todesfällen. Der Markenname Salvarsan entsteht aus der Verknüpfung der lateinischen Wörter salvar und arsenicum, was soviel wie "heilendes Arsen" bedeutet. Die Behandlung ist weniger gefährlich als die bis dahin üblichen und gefürchteten Quecksilberkuren. Das 1912 als weniger toxisch eingeführte Neosalvarsan (Leven 1997, S. 106) wird offenbar bis in die 1960er Jahre (siehe Eintrag in "Rote Liste" 1963) eingesetzt, wie das beschriebene Objekt zeigt. 1920 wurde das Salvarsan von dem Kliniker v. Strümpell im hohen Alter als eines der wenigen unentbehrlichen Medikamente überhaupt bezeichnet, an zweiter Stelle nach Digitalis (Ridder 1990). 1923 heißt es in einem Lehrbuch der Augenheilkunde, dass Arsenpräparate bei Augenkranken nur mit größter Vorsicht zu verwenden sind. Die früher verwendete Arsensäure-Verbindung (Markenname Atoxyl) führte sogar zu Erblindungen. Salvarsan und insbesondere Neosalvarsan sind demgegenüber dem Sehnerven weniger schädlich. "In vorsichtigen Dosen und mit guter Technik angewandt liefert das Salvarsan auch in der Augenheilkunde manchen Erfolg". Gegenwärtig werde fast ausschließlich die gemischte Salvarsan-Quecksilber (=Kalomel)-Therapie angewendet (Axenfeld 1923).

Die Zubereitung der Neosalvarsan-Lösung erfolgt mittels lauwarmem Aqua pro injectionem in der Glasampulle, die Verabreichung mithilfe einer Ganzglas-Spritze (siehe SPV052). Der Vorteil des Neosalvarsan war, dass eine mühsame Neutralisation wie beim Salvarsan unnötig und das Medikament unmittelbar nach dem Lösen anwendbar war (MDR).

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wird die Syphilis üblicherweise mit Antibiotika behandelt, meistens mit Penizillin.

Material/Technique

Glas, Pappe/Papier, Blech, Wirkstoff

Literature

  • Axenfeld, Theodor (1923): Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde, Siebente Auflage. Jena, S. 8-9
  • Bundesverband der pharmazeutischen Industrie e. V. (1963): Rote Liste 1963. Aulendorf/Württ., S. 951
  • Deutsche Arzneimittelkommission (1932): Arzneiverordnungsbuch der Deutsche Arzneimittelkommission. Leipzig, S. 178-179
  • Kuschinsky, Gustav/Lüllmann, Heinz (1984): Kurzes Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. Stuttgart New York, Arsen-Vergiftungen: S. 460
  • Leven, Karl-Heinz (1997): Die Geschichte der Infektionskrankheiten. Landsberg/Lech, S. 103-107
  • Paul Ridder (1990): Im Spiegel der Arznei. Stuttgart, S. 19
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Das Krankenhausmuseum widmet sich der Historie des Krankenhauswesens in Bielefeld. Insbesondere die Geschichte des Klinikums Mitte wird in Wort, Bild...

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