Zur Werkgruppe “Menschen“
Eine umfangreiche Gruppe in Gerda Leos Werk bilden fotografische Porträts. In ihren freien Fotografien experimentierte sie auch über konventionelle Sehgewohnheiten hinaus. Die Bildnisse ihrer Familie, aus dem Freundeskreis oder im Umfeld ihres Studiums an der “Burg“ reichen von en face-Darstellungen bis hin zum verlorenen Profil und zeigen Situationen oder Inszenierungen, in Innen- oder Außenaufnahmen. Einige stilistische und kompositorische Mittel finden sich immer wieder: Tageslicht fällt meist als starkes Seitenlicht auf die Gesichter, so dass, vor allem bei en face-Darstellungen, eine Gesichtshälfte im Dunkel bleibt. Zudem sind die Portraitierten häufig knapp ins Format gesetzt, bis hin zum Anschnitt, oft vor nicht näher definierbarem, hellen oder dunklen Hintergrund. Diese Elemente ihrer Bildsprache finden sich schließlich auch in anderen Sujets wieder, etwa bei Pflanzen- oder Sachaufnahmen. Gerda Leos Aussage: “Man nimmt nur auf, was schon in einem drin ist.“ wird hier visuell nachvollziehbar (zit. n. Staatliche Galerie Moritzburg (Hrsg.), Gerda Leo. Photographien 1926–1932, Leipzig 1994, S. 75).
Zum Motiv “Marie - Erika - Lili Schultz“
Im Juni 1930 unternahm die Emailklasse zusammen mit ihrer Leiterin Lili Schultz (1895–1970) einen Badeausflug nach Seeburg unweit von Halle. Gerda Leo nahm ihre Kamera mit, was einige Aufnahmen wie die von "Marie“ belegen. Die Fotografie hier zeigt als Schnappschuss von vorne nach hinten Marie Schneider, Lili Schultz und Erika Unterbeck wie sie fröhlich auf dem Steg stehend eine Szene im Wasser beobachten. Die drei Frauen tragen Badebekleidung und Handtücher, alle lächeln. Das Gruppenbildnis als Situationsportrait zeigt ausgelassene Studentinnen und ihre Lehrerin und spiegelt etwas von der Atmosphäre wider, die damals an der "Burg“ herrschte.
Schenkung Gerda d'Oliveira-Leo, Amsterdam
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