Ein wiederkehrendes Thema in den Arbeiten von Johann Heinrich Roos ist das unbeschwerte Landleben in der Natur. Die Darstellung von friedlichen, genügsamen Tieren und dem beschaulichen Dasein der Hirtinnen und Hirten waren bei seinem höfischen und städtischen Publikum äußerst beliebt. Das ländliche Leben erschien als Idylle, die Roos gerne mit der Darstellung von Ruinen antiker Bauwerke verknüpfte. Gerne nutzt er dafür Zitate römischer Großbauten (wie z.B. Architekturzitate der Caracalla-Thermen oder des Forum Romanum) als Schauplätze. Die Zeugnisse des Zerfalls einer großen Kultur geraten zur Bühne der Lebenswirklichkeit einfacher Menschen, die mit ihren Tieren darin leben. Den Reiz und die Ironie, die die zeitgenössischen Betrachterinnen und Betrachter seiner Werke sicherlich empfunden haben, weiß Roos auf dieser Zeichnung durchaus noch zu steigern. Neben den üblichen Szenen lagernden Viehs zeigt er die derbe Szene eines Ochsen, der eine Kuh besteigt. Er schildert die Episode einer Hirtin, die unbeschwert den Schäfer laust, der zwischen ihren Schenkeln kniet, während rechts davon ein Reiter das Gebisses eines Pferdes inspiziert, das vielleicht zum Verkauf vorgesehen ist. Den Menschen und ihren Tieren ist eines gemeinsam: sie wissen in ihrer unbefangenen Unschuld nichts von einer großen Vergangenheit, deren Zeugnisse sie beleben.
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