Die Ornamentformen der Stickerei basieren auf orientalischen Vorbildern. Die Perfektion ihrer Ausführung, die Kombination der zahlreichen Techniken und die Farbgebung weicht jedoch von östlichen Stickereien ab. Die vorbildliche Vielfalt der exakt ausgeführten Stiche und Formen wirkt wie ein Musterbeispiel der Stickerei. Tatsächlich findet sich die Decke spiegelverkehrt und mit abweichenden Farben 1889 in den "Musterblätter[n] für künstlerische Handarbeiten" in fototechnischer Farbwiedergabe abgebildet. Diese Musterblätter waren Handarbeitsbeilagen der im Berliner Verlag von Franz Lipperheide herausgegebenen Illustrirten Frauen-Zeitschrift. Die Bildunterschrift der Detailaufnahme lautet: "Orientalische Buntstickerei Modern nach alten Motiven". Ähnliche Musterentwürfe wie für die Decke finden sich in einer wenig früheren Ausgabe derselben Zeitschrift, allerdings als schwarz-weiß- Vorlage publiziert, in welcher die beigegebene Anleitung die verschiedene Kombinierbarkeit der Füllstiche betont und den Entwurf "aus dem Atelier von Frl. E. Seeliger, Lehrerin der Kunst=Stickerei=Schule des königl. Kunstgewerbe=Museums in Berlin" stammend, angibt. Aufgrund dieser engen Verbindungen der Decke, der Berliner Zeitschrift und entsprechender Mustervorlagen liegt es nahe, in der Stickerei der Decke ebenfalls eine Berliner Arbeit, möglicherweise ein Musterbeispiel der königlichen Kunststickereischule des Kunstgewerbemuseums zu sehen, die als Ankauf oder Schenkung in kaiserlichen Besitz gelangte.
Uta-Christiane Bergemann
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