Die Herkunft der Stickerei aus dem Deckel eines Buches oder einer Schreibmappe legen die Bespannung auf einem Pappdeckel und Klebespuren nahe. Das edle Seidenmaterial von Stickerei und Kanevas und die zierliche Verarbeitung vermitteln dem Werk einen kostbaren, intimen Charakter, wie er sich häufig bei biedermeierlichen Stickereien wiederfindet (vgl. IX 1029, 1032, 1033 und 1036). Sicherlich handelt es sich um eines der vielfach als Geschenke für Freunde und Vewandte gefertigten kleinen Arbeiten von privater Hand. Ähnliche Präsente wurden bei Hofe geschätzt und gemacht. So schenkte etwa Wilhelm I. ein "Taschenbuch, in weißem Papier gebunden, mit Gold=Verzierung, auf dem Deckel eine Tapisserie=Arbeit in rother, grüner und weißer Wolle" seiner Schwester Alexandrine v. Mecklenburg-Schwerin. Einem entsprechenden privaten Entstehungszusammenhang wird auch der Buchdeckel entstammen. Es liegt somit nahe, dass auch seine Stickerei als persönliche Gabe von einer Stickerin des Hofes gefertigt wurde. Dabei verband sie sicherlich in den Motiven von Tauben mit Eichen- und Lorbeerzweigen Vorstellungen von Frieden und Ehre. In der nach den Befreiungskriegen beliebten Wahl von Eichenzweigen schwingen zudem wohl vaterländische Konnotationen mit.
Uta-Christiane Bergemann
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