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Virtuelles Franziskanermuseum Schwaz Kreuzgang – Wandbilder [Passionszyklus 02]
Das letzte Abendmahl (Virtuelles Franziskanermuseum Schwaz CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Virtuelles Franziskanermuseum Schwaz (CC BY-NC-SA)
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Das letzte Abendmahl

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Description

Dieses zweite Wandbild zur Passion Christi befindet sich im Kreuzgang unter dem ersten Joch des Westtraktes.
Dargestellt ist das Abendmahl in einer offenen Säulenhalle. Die gedeckte Tafel ist bildparallel gestellt, der Innenraum
zentralperspektivisch verkürzt. Außerhalb der Säulenhalle sind rechts im Vordergrund die Küche mit Koch und Bettler
zu erkennen und im Hintergrund eine belebte Straßenszenerie. Um den Tisch herum sitzen Jesus und seine zwölf
Jünger. Jesus sitzt, bedeutungsperspektivisch zum Riesen vergrößert, frontal in der Mitte. An seiner Brust lehnt der
schlafende Lieblingsjünger Johannes, zwei anderen Jüngern sitzen an seiner Seite. Links ist Petrus zu erkennen,
der mit seiner rechten Hand Johannes am Ärmel berührt, wie um ihn zu wecken, und den überlangen Zeigefinger
der Linken auf sein eigenes Auge richtet. Mit diesen Gesten wollte der Maler vermutlich Sehen und Verstehen
visualisieren. Dem Evangelium zufolge bittet Petrus den neben Jesus liegenden Johannes, den Meister zu fragen,
wer es denn sei, der ihn verraten wird (Joh 13,24). Johannes soll sich daraufhin an die Brust Jesu gelehnt und ihm
diese Frage gestellt haben (Joh 13,25).
Im Schwazer Kreuzgang scheint Johannes jedoch, entsprechend mittelalterlichen Darstellungen der Johannes-Minne,
mit auf die Hand gestütztem Kopf zu schlafen, womit er auch als Visionär, der später im Traum seine Offenbarung
(Apokalypse) erlebt, gedeutet werden kann. In diesem Zusammenhang ist die einzigartige Darstellung seiner linken Hand
interessant: Jesus hat sie ergriffen und führt Johannes' Finger über die Zeilen des Buches, das vor ihnen geöffnet auf dem
Tisch liegt. Davor ist, wie in vielen anderen Abendmahlsdarstellungen auch, ein gebratenes Lamm angerichtet. Es erinnert
soll uns an Jesus als Opferlamm bzw. Lamm Gottes erinnern, in Verbindung mit dem Buch aber auch an jenes Lamm, das
in der Offenbarung des Johannes das Buch mit den Sieben Siegeln öffnet (Off 5). Die Darstellung ist folglich so zu
interpretieren, dass Jesus in der Funktion des apokalyptischen Lammes das Buch öffnet, das später Johannes auf Patmos
im Traum erscheinen wird.
Obwohl der schlafende Lieblingsjünger noch gar nicht für Petrus nach dem Verräter gefragt haben kann, reicht Jesus
bereits Judas Iskariot das Stück Brot, mit dem er die Frage nach dem Verräter beantwortete (Joh 13,24): Es ist dies eine
ikonographisch durchaus übliche Simultandarstellung. Um zu ermöglichen, dass Jesu Hand zu Judas reicht, ohne dass
sich einer der beiden über den Tisch beugen muss, stellt der Maler den Arm Jesu in unnatürlicher Länge dar. Dieser
"Kunstgriff" würde in einer mittelalterlichen Darstellung, in der Zentralperspektive und natürliche Proportionen noch nicht
existierten, kaum auffallen, in einer renaissancehaften Säulenhalle tut er es aber. Wir begegnen dieser manieristisch
wirkenden Armverlängerung noch einmal im übernächsten Wandbild, in dem Jesus während seiner Gefangennahme dem
am Boden liegenden Malchus das abgeschlagene Ohr anfügt (Luk 22,50-51). Er kann sich dazu nicht bücken, weil ihn
Judas zum sprichwörtlichen Judaskuss umarmt. Im Wandbild des Abendmahls ist Judas rechts der Küche schon außerhalb
des Innenraumes noch einmal dargestellt. Er hält den Geldbeutel mit seinem Verräterlohn in seiner rechten Hand
und betrachtet einen der 30 Silberling in seiner linken Hand. Vermutlich wird er sich der Wertlosigkeit der Münze und seiner
Schandtat bewusst, bevor er das Geld den Hohenpriestern zurückbringt und sich umbringt. Auch für dieses Detail konnte
noch kein ikonografischer Vorläufer gefunden werden.
In der ikonografisch unikale Darstellung des geöffneten Buches auf dem Tisch des Letzten Abendmahls manifestiert
sich offenbar die hohe Bedeutung von Wort und Schrift, wie sie der Maler im gesamten Passionszyklus durch die häufige
Darstellung von Büchern und Schriftrollen visualisieren will. Im Zusammenhang mit dem Lieblingsjünger Johannes lässt
sich diese hohe Bedeutung, wie sie vor allem in der Reformation forciert wurde, nicht nur mit dem versiegelten Buch der
Johannes-Apokalypse assoziieren. Sie kommt ebenso im Johannes-Evangeliums zum Ausdruck, das mit „Im Anfang war das
Wort“ (Joh 1,1) beginnt und mit diesen Sätzen endet: „Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles
aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste“ (Joh 21,25).

Das Stifterpaar dieses Wandbildes lässt sich durch die Wappen in den unteren Ecken des Wandbildes identifizieren. Es ist der
Gewerke Siegmund Fieger und seine Frau Margaretha, geborene von Spaur. Sigmund Fieger war der Bruder von Christoph und
Hans Fieger, die mit ihren Gemahlinnen die nächsten beiden Wandbilder (Ölberg und Gefangennahme) stifteten. Hans Fieger
stiftete bereits 1507 das Grundstück für das Kloster.

Material/Technique

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Measurements

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Map
Drawn Drawn
1520
Schwaben, Wilhelm von
Schwaz
Commissioned Commissioned
1519
Fieger, Sigmund
Schwaz
1518 1522
Virtuelles Franziskanermuseum Schwaz

Object from: Virtuelles Franziskanermuseum Schwaz

Die Datenbank ist im Aufbau begriffen. An einem virtuellen Rundgang und der Verknüfung von Grundriss und Objekten wird gearbeitet. The...

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