Mit Joseph Wackerle (1880–1959) unternahm die Nymphenburger Manufaktur den Versuch, das im 19. Jahrhundert in Verruf geratene figürliche Porzellan neu zu beleben. In seiner ersten Schaffensperiode für das Traditionsunternehmen von 1905 bis zu seiner Übersiedlung 1913 nach Berlin (die zweite begann 1917) war Wackerle in allen künstlerischen Fragen die bestimmende Persönlichkeit. Seine in dieser Zeit entstandenen Figuren verleugnen die ihnen zugrunde liegende Rezeption barocker Vorbilder nicht, erinnert sei an die Figuren Franz Anton Bustellis. Trotzdem, und das zeichnet sie aus, haben sie eine ungemein moderne Ausstrahlung. Thema, Kleidung, Gestus und die materialgerechte Behandlung der Figurengruppe scheinen noch den Hauch des Nymphenburger Rokoko zu versprühen. Doch die in sich geschlossene Form, die bewegten, in kapriziösen Überschneidungen geführten Linien und die von Wackerle eigenhändig ausgeführte, zart abgetönte, elegante Farbstaffierung in Unterglasurtechnik weist sie als eigenständige, vom zeitgemäßen Stilempfinden bestimmte Arbeit aus.
Erworben vom Hersteller, 1913.
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