Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kam es im safawidischen Iran in Mode, die Wände der pavillonartigen Paläste mit großformatigen figürlichen Szenen, die sich eng an der zeitgleichen Miniaturmalerei orientierten, zu schmücken. Das konnten Freskomalereien, aber auch Fliesenbilder sein, die aus quadratischen Fliesen zusammengesetzt ein Gesamtbild ergaben. Diese neuen Fliesengestaltungen brechen mit allen bisherigen Traditionen, die von großen Mustersystemen im unendlichen Rapport und kleinformatigen figürlichen Motiven auf Einzelfliesen bestimmt waren. Die großflächigen Bildgestaltungen, literarische Vorlagen aufgreifend oder Szenen aus dem höfischen Bereich wiedergebend, gehen sicher auch auf jetzt spürbar werdende europäische Einflüsse in der Kunst zurück. Im Verlaufe der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird die Farbigkeit dieser Fliesenbilder kräftiger. Ein leuchtendes Gelb und ein sattes Grün sind jetzt die dominierenden Hintergrundfarben. Beliebt scheinen auch Fliesenbögen gewesen zu sein. Beispiele dafür befinden sich in verschiedenen Museen. Sie zeigen, dass Bildvorlagen auch mehrmals umgesetzt wurden. Das Lindenmuseum Stuttgart besitzt einen vollständigen Fliesenbogen, auf dem die Leipziger Szene in nahezu identischer Zeichnung ebenfalls vorkommt. (Text: Reingard Neumann)
Wohl Schenkung aus der Sammlung Ph. Walter Schulz, Berlin, vermutlich 1900.
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