Das Blumengefäß bildet den Schwung eines Bambussprosses nach. Tatsächlich entwickelten sich mit dem Einfluss von Teemeister Sen no Rikyû und seiner auf organischen, einfachen Formen basierenden Ästhetik neben den auf chinesischen Vorbildern beruhenden Vasenformen auch Typen mit Bezeichnungen wie „Pfirsichbauch“ oder „Bambusspross“. Dabei handelte es sich aber um stilisierte Formmerkmale. Die naturnahe Ausführung dieser Vase entspricht hingegen den Erwartungen an das als technisch perfekt und dekorativ empfundene japanische Kunsthandwerk der großen Ausstellungen des 19. Jahrhunderts. Die Metallhandwerker hatten ihre traditionellen Arbeitsfelder durch die staatliche Abkehr vom Buddhismus 1870 und das Verbot des Tragens von Samuraischwertern 1876 verloren. Sie stellten sich mit staatlicher Unterstützung vollkommen auf die westliche Kundschaft ein, die ihre Anregungen zunächst im Japonismus, dann im Jugendstil verarbeitete. Die zur Weltausstellung 1900 in Paris gezeigten, wiederum den Jugendstil aufgreifenden japanischen Arbeiten sorgten jedoch für reservierte Reaktionen, weil man sie als nicht mehr exotisch genug empfand. (Text: Anne-Katrin Ehrt)
Vermächtnis Paul Möbius, Leipzig, 1907.
de