Vor einer durch Wolkenbänder in Distanz gerückten Mauer verfolgt ein lanzenbewehrter Reiter in Han-chinesischer Rüstung einen anderen (oder eine Reiterin), der sich in vollem Lauf – rückwärts gewandt – mit zwei Schwertern verteidigt und dessen gefiederte Kappe für die Darstellung der Völker im Norden Chinas typisch ist. Die Bannerträger hinter den Reitern sind diesen entsprechend gekleidet. Das als Tellerdekor verbreitete Motiv geht wohl auf die Geschichte der Yang-Familie aus der Song-Zeit (960-1279) zurück, die in Romanen, Erzählungen und Theaterstücken überliefert wurde. Es wurde mit dem vierten Sohn der Familie, Yang Silang, in Verbindung gebracht, der durch einen Hinterhalt der im Norden lebenden Liao gefangen genommen wird, aber am Hof der Liao (907-1125) aufsteigt und die Prinzessin Tiejing heiratet. Die vielen Versionen des Familienepos dienten als dankbare Inspirationsquelle der Porzellanmaler, insbesondere auch die Episoden um die weiblichen Generäle der Familie (yang jia jiang yanyi), allen voran Mu Guiying, die in die Familie einheiratet, nachdem sie Yang Silangs Neffen Yang Zongbao dreimal im Zweikampf besiegt hatte. Der Teller trägt eine Sechszeichenmarke eines nicht zuzuordnenden privaten Ofens. (Text: Anne-Katrin Ehrt)
Ankauf von Richard Graul, Leipzig, 1901.
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