Ein hahnenartig gestalteter Phönix sitzt auf einem Paulownien-Ast (Paulownia tomentosa) über ein paar jungen Bambuspflanzen – der Überlieferung nach seine Nahrung. Diese auf chinesischen Quellen beruhende Motivkombination war schon bei den Hofmalern der Tosa-Schule im 16. Jahrhundert beliebt und blieb es besonders bei Lackarbeiten bis ins 19. Jahrhundert. Heute noch findet man das Motiv beim Hanafuda-Kartenspiel, wo es für den Monat Dezember steht. Der Phönix kündigt friedliche und prosperierende Zeiten an. Das Motiv weist somit auch auf den Jahreswechsel hin, zu dem derartige Stapelkisten (jûbako) mit sauer eingelegten, eingezuckerten und getrockneten Gerichten gefüllt werden, die sich über die Festtage halten und damit eine Versorgung ohne Kochen und Einkaufen ermöglichen. Mit urushi (Lack) dekorierte Holzgefäße eignen sich gut zur Speiseaufbewahrung, da der Lack nach dem vollständigen Aushärten hitzebeständig, geschmacksneutral und unempfindlich gegenüber Wasser, Säuren und Basen ist. (Das im Rohlack enthaltene Kontaktallergen verfliegt bei der Aushärtung des Lackes.) In ein Tuch eingeschlagen konnten solche Kisten auch zu Anlässen wie der Kirschblüten-, Feuerwerks- oder Herbstlaubschau mitgenommen werden. (Text: Anne-Katrin Ehrt)
Schenkung von Elise (?) Gottlieb, Leipzig, wohl 1876.
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