Das äußerst filigran geschnitzte Kreuz zeigt zwölf Szenen aus dem Leben der Gottesmutter, dem Leben und der Passion Christi sowie dem nachösterlichen Geschehen. Die Verkündigung leitet das Heilsgeschehen ein; es folgt die Geburt Christi, seitlich eingeschlossen von der Darbringung Christi im Tempel und der Taufe im Jordan, woran sich Tempelgang und Tod Mariens anschließen. Die zweite Seite zeigt die Verklärung Christi am Berg Tabor; auf dem Kreuzarm ist neben der zentralen Kreuzigungsszene die Begegnung Maria Magdalenas mit dem Auferstandenen im Garten und der ungläubige Thomas dargestellt. Nach unten setzt sich die Heilsbotschaft mit Auferstehung und Höllenfahrt fort.
Die Ostkirche akzentuiert bei der Betrachtung des österlichen Geschehens besonders die Vernichtung des Todes und spricht weniger von der Überwindung von Schuld und Sünde, wie dies in der Westkirche üblich ist.
Das Kreuz wird von einer reich verzierten Fassung umschlossen. Diese spätere „Zutat“ sollte neben der – durch den Einsatz wertvoller Materialien – noch prachtvolleren Wirkung sicher auch das Kreuz, insbesondere die leicht zerbrechlichen Szenen, schützen.
Am Standfuß nennt eine griechische Inschrift die Stifter des Kreuzes: „† des Mönches Sylvestros, des Konstantinos und des Malasis“. Derartige Kreuze wurden vielfach von den Mönchen der Klöster auf dem heiligen Berg Athos gefertigt. Bis heute ist es nur wenigen fremden Personen gestattet, dieses Territorium zu betreten.
Ankauf 1918. Ehemals wahrscheinlich Kloster Kosenitza bei Drama (Nordgriechenland).
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