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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum Sammlung der Zeichnungen & Aquarelle [III-15174]
Konvolut von 107 Blatt Architekturstudien und Skizzen einer Italienreise (Freies Deutsches Hochstift CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Freies Deutsches Hochstift (CC BY-NC-SA)
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Konvolut von 107 Blatt Architekturstudien und Skizzen einer Italienreise

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Description

Konvolut von 107 Blatt Zeichnungen des Reinhold Persius (1835-1912), angefertigt während einer Italienreise 1860. Persius, der Sohn von Ludwig Persius, dem Hofarchitekten Friedrich Wilhelms IV., war selbst Architekt und bis 1901 als preußischer Hofbaumeister und Konservator der preußischen Kunstdenkmäler tätig.
Bei einem knappen Drittel der Zeichnungen handelt es sich um Ansichten ganzer architektonischer Ensembles in ihrer Umgebung bzw. Landschaft, die eine malerische Ausführung aufweisen. Demgegenüber kennzeichnet 43 Zeichnungen von architektonischen Details und Ornamenten ein sachlich-nüchterner Blick, wobei vor allem Kirchenausstattungen wie Kapitelle, Chorgestühl oder Pilaster das Interesse des Architekten weckten. 26 Zeichnungen zeigen Studien nach antiken Gebrauchsgegenständen, die der Künstler großteils im damaligen Museo borbonico in Neapel zeichnete. Ferner ergänzen neben vereinzelten Aufrissen profaner und sakraler Bauten Grundrisse und Schnitte diverser Kirchen in Mantua, Mailand, Venedig, Verona und Brescia das Konvolut.
Persius nutzte - dem vorliegendem Konvolut nach zu urteilen - den Bleistift als präferiertes Zeichenmittel. Oft ergänzen Lavierungen in Braun - oder seltener in Grau - diesen. An einigen Stellen komplettierte Persius den Bleistift mit Pinselzeichnungen, wobei er vereinzelt Weißhöhungen oder zarte Aquarellierungen ausführte. Nur in Ausnahmefällen kombinierte der Architekt den Bleistift mit der Feder. Abgesehen von sechs Zeichnungen auf Vergé- oder Transparentpapier fertigte Persius seine Zeichnungen auf Velinpapier an. Zwölf der Zeichnungen weisen mindestens eine Ecke auf, die im 45 Grad Winkel beschnitten wurde, und geben zusammen mit rückseitigen Klebstoffresten Hinweise auf eine vermutlich vorausgehende Montierung.

Ermöglicht durch den ersten Preis des Architekturwettbewerbs der Kunstakademie 1859, reiste der 25-jährige Persius für fünfeinhalb Monate durch sieben Regionen Italiens. Beginnend in Ligurien zeichnete er im März 1860 in Genua (Blatt 1 und 2), worauf folgend er Pisa und Lucca besichtigte. Aus seiner Zeit in Latium von Anfang April bis Mitte Juli sind 29 Zeichnungen im Besitz des FDH erhalten. Von Rom ausgehend tätigte Persius diverse Ausflüge nicht nur nach Tivoli und Frascati, sondern auch nach Subiaco, Nettuno, Velletri und Terracina (Blatt 3 bis 23, 106, 107). Eine Besonderheit bildet hierbei eine zarte Bleistiftskizze der Monti Lepini (veraltet: Volsker Gebirge), deren landschaftliches Sujet mit den ansonsten vornehmlich architektonischen Zeichnungen des Konvoluts kontrastiert (Blatt 63v). Auch besuchte Persius Viterbo, wo er sich allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt am 06. Juli aufhielt (Blatt 48r bis 50).
Zuvor setze Reinhold Persius seine Reise Mitte Juni in Kampanien fort und erkundete neben Neapel auch Salerno und Ravello (Blatt 24 bis 37r, 38 bis 47). Besonders in Neapel zeigt sich sein Interesse an Objekten des Museo Archeologico Nazionale, dem ehemaligen Museo borbonico, denn die 26 Zeichnungen bilden fast ein Viertel des Konvoluts. Es sind vor allem Gefäße wie Kannen oder Rhyta mit anthropomorphen oder zoomorphen Details, die Persius mit sachlich-nüchternem Blick zeichnerisch wiederzugeben vermochte.
Auf den oben genannten Halt in Viterbo folgten Montepulciano und Pienza. Anschließend bereiste Persius ab Mitte Juli Siena, Fiesole, Florenz, Prato und Pistoia, wovon zwanzig Zeichnungen im Bestand des FDH erhalten sind (Blatt 51r bis 63r, 64 bis 69). Nach eineinhalb Wochen in der Toskana setzte Persius seine Reise in Bologna und Ferrara fort. Obwohl sich die Zeichnungen aus Bologna bis auf eine Ausnahme im FDH befinden (Blatt 70 bis 72), sind weitere Zeichnungen der Region Emilia-Romagna nicht in dessen Besitz.
Persius besuchte daraufhin ab dem 25. Juli Venetien, wo er sich neben Padua und Venedig auch in Vicenza und Verona aufhielt (Blatt 73 bis 93, 103, 104). Von diesen Zeichnungen haben sich 25 Stück im Bestand des FDH erhalten. Seine Reise schloss Persius in der Lombardei ab, indem er nach den Stationen Mantua, Mailand und Brescia schließlich Como am 12. August erreichte (Blatt 94 bis 102, 105). Dabei weist der Besitz des FDH zehn Zeichnungen der lombardischen Orte auf.
Ein kleinerer Anteil von Zeichnungen der Studienreise des Reinhold Persius gelangte 1912 in das damalige Architekturmuseum der Technischen Hochschule (Plansammlung der TU Berlin, vgl. Adreg 1984, S. 5). Die Zeichnungen seiner Stationen Pisa, Lucca, Montepulciano und Pienza befinden sich noch heute dort. Weitere Zeichnungen zu Viterbo, Florenz, Pistoia, Bologna, Padua, Vicenza, Mailand und Como ergänzen die des FDH und vervollständigen das Bild seiner Italienreise.

Markings

  • Stamped (Other)
    Bis auf Blatt 106 und 107 verso brauner Stempel FDH

Material/Technique

Bleistift- und Pinselzeichnungen, einige Blätter laviert, teilweise weiß gehöht (Pinsel), vereinzelt zart aquarelliert, meist auf Velinpapier, vereinzelt auf Vergé- und Transparentpapier

Detailed description

Provenienz:
Provenienz: Im Besitz der Tochter des Architekten Reinhold Persius (1835-1912). | In Familienbesitz. | Erworben 1982 als Schenkung von Gerda Hübschmann (1906-1998), Berlin.

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