Das Brautkleid im Empire-Stil (1800-1815; auch Chemisekleid) ist aus weißem Tüll und Atlasseide gefertigt. Es handelt sich um ein Oberkleid, das über einem – vermutlich ebenfalls weißen – Unterkleid getragen wurde. Die Verwendung von durchsichtigen, in Lagen getragenen Stoffen war gängig für diesen Stil. Der Tüllstoff ist mit eingestickten Streublumen verziert. Am unteren Saum rundlaufend eine gewellte Borte aus Atlasseide; aus Atlasseide sind ebenso der dekorative Besatz auf Kniehöhe sowie die Posamenten an den kurzen Puffärmeln und am Halsausschnitt.
Der Schnitt folgt dem zu dieser Zeit populären Chemise-Stil, welcher die Taille optisch nach oben, direkt unter die Brust, verlegte. Erreicht wurde diese optische Verschiebung durch Raffung des Materials und die Applikation von Bändern – wie auch in diesem Fall. Darunter fällt das Kleid in weicher, schmaler A-Linie luftig bis knapp über den Boden.
Inspiration für die Optik bot die griechische Antike; die Stilbezeichnung Empire bezieht sich jedoch auf die Herrschaftszeit Kaiser Napoléons. Der Schnitt wurde in ganz Europa getragen.
Dieses Kleid trug Dorothea Böttger (1792-1865) bei ihrer Hochzeit mit Polizei-Kommissar Johann Andreas Wilhelm Mertens im Januar 1812 in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover. Als das Kleid gefertigt wurde, gehörte die Stadt Hannover zum Königreich Westfalen unter der Regentschaft von Napoléons Bruder Jerôme, und war somit direktes französisches Einflussgebiet. Befreit wurde Hannover 1813.
[EH]
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