Bei diesem reich bestickten Gewand in der Grundfarbe weiß handelt es sich um ein Festgewand, das speziell bei Marien- und Herrenfesten getragen wurde. Das Dekor ist im Kreuzstich (motiv- und flächenfüllend) aufgestickt. Das gesamte Gewand ist mit einer Metallborte umrandet.
Auf der Rückseite teilt das Kreuz aus Dornen (Hinweis auf die Dornenkrone und den Schmerz Jesu) die jahreszeitliche Blütenfülle, die aus ihm erwächst, in vier Teile: Rechts oben Veilchen, links oben Stiefmütterchen, links unten die Passionsblume und Rosenknospen, sowie die Pfingstrose. Rechts unten: Rosenknospen, Rosenblüten und Stiefmütterchen.
Das Veilchen steht für die Demut Marias und das Stiefmütterchen wird in seiner Dreifarbigkeit als Symbol für die Dreifaltigkeit Gottes gesehen. Die rote Rose steht symbolisch für den Anteil der Gottesmutter an Christi Leiden und als „Rose ohne Dornen“ steht die Pfingstrose für Maria.
Auf Kreuz und Stab (Vorderseite) sind Anemonen aufgestickt, die symbolisch für das vergossene Blut Jesu stehen.
An der Kreuzwurzel am unteren Saumrand ist ein Wappen aufgenäht, das auf die fürstliche Familie von der Leyen verweist, ein von 1806 bis 1813 bestehendes Fürstentum, in dessen Besitz sich auch die Burg Hohengeroldseck befand. Die Landeshauptstadt war das nahe gelegene Seelbach, die Pfarrei unseres Ordensgründers Pfarrer Wilhelm Berger. Daraus können wir schließen, dass das Gewand nicht in unserer Werkstatt und vermutlich zwischen 1806 und 1813 gearbeitet wurde.
Dass adelige Familien der Kirche Gewänder stifteten und diese mit ihrem Familienwappen versehen ließen, war eine über Jahrhunderte gängige Tradition.
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