museum-digital
CTRL + Y
en
GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Kunstsammlung [A 239]
Illustration von Anakreons XI. Ode "Von sich selbst" (Gleimhaus CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Gleimhaus / Gleimhaus (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Previous<- Next->

Illustration von Anakreons XI. Ode "Von sich selbst"

Contact Cite this page Data sheet (PDF) Canonical version (record) Calculate distance to your current location Mark for comparison Graph view

Description

Ein alter Mann scherzt mit jungen Mädchen – nanu? Sie winken ab, er sei zu alt. Er dagegen: Eben deshalb umso mehr! In der Hand hält er einen Weinkelch, neben sich hat er eine Leier. Es ist Anakreon, der griechische Lyriker, der Dichter des Weins, der Liebe und der Lebensfreude, das Urbild des scherzhaften Dichters. Seit dem 16. Jahrhundert hatten Anakreon und seine Dichtung verschiedentlich Konjunkturen in der Literaturgeschichte. Mitte des 18. Jahrhunderts kam eine veritable Mode auf, angeschoben nicht zuletzt durch die frühen Dichtungen Gleims und seiner Halleschen Kommilitonen Johann Peter Uz und Johann Nikolaus Götz.
Gleim und die übrigen Anakreontiker waren zu dieser Zeit gerade einmal Mitte 20. Diese literarische Mode hatte Züge einer Jugendbewegung, Nicht nur waren die Dichter jung, außerdem eignete sich das Programm ‚Lebensgenuss‘ hervorragend zur Provokation des Establishments.
Das Bild Anakreons dagegen ist in der Regel das eines alten Mannes, als welchen er selbst sich auch in seiner Dichtung stilisiert. Er verkörpert damit die Flüchtigkeit der Jugend und verleiht der Mahnung, Freuden nicht zu versäumen, Dringlichkeit.
In der Literatur machte Anakreon also Mode; in der Malerei, zumindest in der deutschen Malerei, wurde er nur vereinzelt dargestellt. Neben einigen Radierungen des Berliners Christian Bernhard Rode waren an Gemälden bislang lediglich diejenigen von Anna Dorothea Therbusch und Johann Heinrich Tischbein dem älteren, dem sogenannten ‚Kassler Tischbein‘ bekannt. Das neu erworbene Gemälde von Johann Anton, dem ‚Hamburger Tischbein‘ steht demjenigen seines Bruders Johann Heinrich motivisch verblüffend nah, wenn es ihm auch in dessen malerischer Brillanz nicht vergleichbar ist. Seinem Format nach dürfte es als Supraporte entstanden sein. Es handelt sich um die Illustration der XI. Ode Anakreons „Von sich selbst“:
Es sagen mir die Mädgen:
Anakreon, du alterst.
Besieh dich nur im Spiegel,
Wie sich dein Haar verlohren,
Und du so glatt geworden.
Ob noch mein Haar geblieben,
Wie, oder fortgegangen,
Das weiß ich nicht; dieß weiß ich:
Daß süsser Scherz den Alten
Um so viel mehr gezieme,
Je mehr ihr Ende nah ist.
Noch aus der bitteren Erkenntnis der Vergänglichkeit gewinnt Anakreon eine scherzhafte Pointe, die obendrein das Programm seiner Dichtung, die Lebensfreude, untermauert.
Das Gemälde konnte mit Unterstützung der Fielmann AG am 10. Nov 2020 beiHistoria, Berlin, ersteigert werden.

auf dem Brunnen rechts signiert "Anton Tischbein"'

Material/Technique

Öl/Lw., randdoubliert

Measurements

75 x 148 cm, ger. 87 x 160 cm

GLEIMHAUS  Museum der deutschen Aufklärung

Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung

Das Gleimhaus ist eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, eingerichtet im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann...

Contact the institution

[Last update: ]

Usage and citation

The textual information presented here is free for non-commercial usage if the source is named. (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Please name as source not only the internet representation but also the name of the museum.
Rights for the images are shown below the large images (which are accessible by clicking on the smaller images). If nothing different is mentioned there the same regulation as for textual information applies.
Any commercial usage of text or image demands communication with the museum.