Medaillenmodell mit Sündenfall und Kreuzigung

Das Buchsbaummodell bildete die Vorlage für eine Medaille, die 1536 im Auftrag des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen (1503–1554) angefertigt worden ist. Bei dem Modell fehlen jedoch, im Unterschied zur ausgeführten Medaille, die Signatur, die Jahreszahl und die Wolken, außerdem sind die Wappenschilde und Schriftbänder leer. Der Sündenfall des Menschen und dessen Erlösung durch den Kreuzestod Christi werden hier bildlich gegenübergestellt: Die Vorderseite zeigt Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis, umgeben von den Tieren des Paradieses, die Rückseite die Kreuzigungsszene. Diese Antithese von „Gesetz und Gnade“, von „Altem und Neuem Testament“ ist das wohl bedeutendste protestantische Merk­ und Lehrbild. Die Rechtfertigungstheorie Luthers besagt, dass die Menschen, die an Jesus Christus glauben, vor Gott Gerechtigkeit finden werden, da Christus durch seinen Kreuzestod die Sünden von der Welt genommen habe. Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit ist für jeden Menschen erfahrbar und nicht durch gute Werke zu beeinflussen – eine Haltung, die sich vor allem gegen den praktizierten Ablasshandel und die Bußansicht der römischen Kirche richtete.‍‍‍‍‍
Schenkung von Oscar Adolph Meyer, Leipzig, 1911‍‍