Im 16. Jahrhundert konnten Ofenkacheln auch nach den Wünschen des Auftraggebers individuell gestaltet oder angeordnet werden, um dessen Weltanschauung bzw. politische Gesinnung darzustellen. So dienten Kachelöfen mit politischen oder religiösen Motiven als Medium gesellschaftlicher Kommunikation und konnten – ganz im Sinne Martin Luthers – auch zur Belehrung von Laien genutzt werden. Als „Reformationsöfen“ werden heute solche Öfen bezeichnet, die häufig eine Kombination von Szenen aus dem Alten und Neuen Testament mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis und dem Vaterunser aufweisen. Weitere reformatorische Motive sind Darstellungen der Zehn Gebote und Porträts von Reformatoren, Humanisten und Fürsten. Wie druckgrafische Werke dienten nun auch Kacheln dazu, die lutherische Lehre zu verbreiten. Dies war ganz im Sinne Martin Luthers: „Denn ichs nicht fur boese achte, So man solche geschichte auch ynn Stuben und ynn kamern mit den spruechen malete, damit man Gottes werck und wort an allen enden ymer fur augen hette […].“Auch unsere Kachel, die die Erschaffung Evas – wohl nach einer grafischen Vorlage von Heinrich Aldegrever, 1540 – in Kombination mit dem Zitat des ersten Artikels aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis darstellt, ist sicherlich für einen Ofen mit weiteren reformatorischen Motiven angefertigt worden. Ehemals Slg. Adalbert von Lanna, Prag, 1909
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