Beim Umbau der Baisinger Synagoge wurden 1838 religiöse Schriften und unbrauchbar gewordenen Kultgegenstände in Hohlräume im Dach gestopft. Dieses Vorgehen ist seit der Antike dazu da, den heiligen Namen Gottes vor Missbrauch zu schützen. Man verbarg abgelegte Gebetsbücher und andere in Hebräisch verfasste Schriften und legte sie in eine „Genisa“. Bei der Dachsanierung des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg wurden die im Bauschutt vergrabenen religiösen Gegenstände am 14.3.1990 systematisch geborgen. Darunter befand sich ein Thorawimpel, genannt „Mappa“ (Plural „Mappot“), der zerdrückt und verschmutzt war und zunächst restauriert werden musste.
Bei der Beschneidung von Jungen verwendete man ein einfaches Leinentuch mit einer Breite von 70 cm bis 85 cm. Nach dem Ritual wurde dieses Tuch in vier gleich breite Streifen geschnitten und die Leinenbahnen wurden an ihren schmalen Seiten aneinandergenäht. Die Gesamtlänge einer „Mappa“ liegt bei rund drei Metern. Das Leinen war naturfarben oder gebleicht und wurde mit Buchstaben und Ornamenten bestickt. Die Stickerei ist mit farbigem Seidenfaden ausgeführt. Auf der „Mappa“ von Nathan Löb steht: „Nathan (genannt) Feitel Sohn des Herrn Juda Löb. Er wurde geboren unter guten Sternzeichen (Waage) am Freitag, 23. Tischri 565 (= 28.9.1804) nach der Zählung: Er möge aufwachsen in der Thora (Krone der Thora) und zur Chuppa (Trauhimmel, viel Glück) und zu guten Werken, Amen Sela.“
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