Wandanschlag in deutscher und französischer Sprache.
Veröffentlicht im von Deutschland besetzten Gebiet im Westen (wahrscheinlich Frankreich, da zweisprachig), 9./10. Dezember 1914.
"Letzte Kriegsnachrichten.
9. Dezember
Vom westlichen Kriegsschauplatz: An der flandrischen Kueste bereiteten die durch die letzten Regenguesse verschlechterten Bodenverhaeltnisse den Truppenbewegungen grosse Schwierigkeiten. Noerdlich Arras haben wir einige kleine Fortschritte gemacht.
Im Argonnenwald ist seit laengerer Zeit kein franzoesischer Angriff mehr erfolgt, dagegen gewinnen wir fortgesetzt langsam Boden.
Bei Malancourt, oestlich Valennes, wurde vorgestern ein franzoesischer Stuetzpunkt genommen. Dabei ist der groessere Teil der Besatzung gefallen, der Rest, 6 Offiziere und etwa 150 Mann, gefangen. Ein franzoesischer Angriff gegen unsere Stellungen noerdlich Nancy wurde gestern abgewiesen.
Vom oestlichen Kriegsschauplatz: Im Osten liegen von der ostpreussischen Grenze keine besonderen Nachrichten vor. In Nordpolen folgten die deutschen Truppen dem oestlichen und suedoestlich zurueckweichenden Feinde unmittelbar. - Ausser den gestern schon gemeldeten ungewoehnlich starken blutigen Verlusten haben die Russen bisher etwa 3000 Gefangene und 16 Geschuetze verloren. In Suedpolen hat sich nichts besonderes ereignet.
Wien (Amtl.): Kaempfe in Westgalizien nehmen an Heftigkeit zu. Nunmehr auch von Westen angreifend, warfen unsere Truppen den Feind aus Stellung Dobezye-Wieliezka. Der Generalangriff dauert an. Die Zahl der Gefangenen ist noch nicht zu uebersehen, bisher 2500, darunter 27 Offiziere. Die in Polen erneuten russischen Angriffe im Raume sued-westlich Piotrokow wurden von oesterreichischen und deutschen Truppen ueberall abgewiesen. In den Karpathen nichts von Bedeutung.
d. 10.12.14
Grosses Hauptquartier: Franzoesische Angriffe gegen Souvain und gegen die Orte Varennes und Vauquois am oestlichen Argonnerwalde wurden unter Verlusten fuer den Gegner zurueckgeworfen. Im Argonnenwalde selbst wurde an verschiedenen Stellen Boden gewonnen, dabei machten wir eine Anzahl Gefangene. Bei den gestern gemeldeten Kaempfen noerdlich Nancy hatten die Franzosen starke Verluste. Unsere Verluste waren verhaeltnismaessig gering. Aus Ostpreussen liegen keine neuern Nachrichten vor. In Nordpolen stehen unsere Truppen in enger Fuehlung mit den Russen, die in stark befestigten Stellungen oestlich der Miazga Halt gemacht haben. Um Lowiez wird weiter gekaempft. In Suedpolen griffen oesterreichisch-ungarische und unsere Truppen Schulter an Schulter erneut erfolgreich an (Oberste Heeresleitung.)
Wien (Amtlich): In Westgalizien ist unser Angriff im Gange. Die unausgesetzten Angriffe der Feindes [sic] gegen Piotrowkow scheitern nach wie vor an der Zaehigkeit der Verbuendeten."
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