Das Foto zeigt den Postverwalter des Kriegsgefangenenlagers Golzern, Otto Tauchnitz, mit einem französischen Kriegsgefangenen in der Poststelle beim Sortieren der Post. Zu jedem Kriegsgefangenenlager gehörte als wesentlicher Teil der Organisation eine Postprüfungsstelle. Sie wurde zu dem Zweck gegründet, den Postverkehr zwischen den Kriegsgefangenen und deren Angehörigen sowie den Hilfsgesellschaften zu regeln und zu überwachen. Die Aufgabe der Postprüfung war die Einhaltung der bestehenden Anordnungen und militärischen Verfügungen, die Verhütung des Einschmuggelns und Aushändigens von Sabotagemitteln und die Aufdeckung aller Arten von Geheimschrift. Eine Prüfungsstelle kontrollierte in den Stammlagern die ein- und ausgehende Post auf Inhalt und Häufigkeit. Diese Dienststelle leitete ein Offizier, dem die Dolmetscher für die verschiedenen Sprachen unterstanden. In der Poststelle des Kriegsgefangenenlagers Golzern arbeiteten im Schnitt acht Dolmetscher. Im Jahr 1915 waren dies Karl Gnoth, Kurt Hähle, Felix Kistowski, Max Buchheim, Willy Hunger, Hans Richter, Erhardt Schulze und Hermann Vogel. Postverwalter war Otto Tauchnitz. In der Poststelle wurden die ankommenden Briefe und Karten der Kriegsgefangenen nicht nur auf evntuell verbotene Inhalte geprüft, sondern es wurden auch Informationen über die Standorte französischer Truppen entnommen. Diese monatlich geführten Listen wurden von der Kommandantur an das Königliche Kriegsministerium weitergeleitet. Die Postprüfer schwärzten nicht genehmigte Textteile. In der Regel wurde die Post bei Beanstandungen beschlagnahmt oder zum Neuschreiben an den Gefangenen zurückgegeben.
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