Die im Ende des 19. Jahrhunderts für das Hohenzollernmuseum im Schloss Monbijou erworbene Sitzstatuette des Kurprinzen Wilhelm Heinrich von Brandenburg zeigt den erstgeborenen Sohn des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und seiner Gemahlin Louise Henriette von Oranien, nach der Signatur PRINCEPS GUILIELM HENR. DE BRANDENB. ÆTAT. SEPTEM MENSUM AN° 1648 im Alter von 7 Monaten. Das Bildnis ist insofern bedeutsam, als es sehr persönlich als Kinderbildnis wirkt, vor allem aber mit Kurhut, Regentenstab und einem Füllhorn, aus dem Taler mit den Bildnissen der Eltern quellen, die Hoffnung auf eine glückliche spätere Thronfolge ausdrückt. Die Hoffnungen wurden mit den Tod des Prinzen, der am 11. Mai 1648 geboren war und schon am 20. Oktober 1649 starb, enttäuscht.
Die Zuschreibung an François Dieussart (1600-1661) ist nicht gesichert, obwohl der Bildhauer vermutlich durch eine Büste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) von 1647 (heute Skulpturensammlung SMB PK) und zwei gesicherte Reliefbildnisse des Kurfürsten und seiner Gemahlin Louise Henriette aus dem Jahr nach ihrer Vermählung 1647 (heute in Huis Doorn) mit der Familie vertraut war. Auffällig ist die kompositorische Ähnlichkeit zu einer Elfenbeinstatuette von Leonhard Kern (1588-1662), die sich später in der Berliner Kunstkammer befand und seit dem 2. Weltkrieg verschollen ist.
Vgl. Onder den Oranje boom. niederländische Kunst und Kultur im 17. und 18. Jahrhundert an deutschen Fürstenhöfen, 2 Bde., Ausstellung, Krefeld, Stadt Krefeld, 1999; Oranienburg, 1999; Apeldoorn, 1999, München 1999, S. 223, 8|20.
Saskia Hüneke (2018)
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