Der Cul (frz. Gesäß) war ein Element der Damenmode und diente dazu, dem Rock an eben diesem Gesäß mehr Volumen zu verleihen. In unterschiedlichen Formen wurde er fast 200 Jahre lang genutzt: als Gestell, als Raffung oder – wie hier – als Polster unter dem Rock. Der Beginn dieses formgebenden Hilfsmittels liegt im Spätbarock, wo zunächst ein korbähnliches Gestell verwandt wurde. Der Übergang zum Polster geschah um 1790. Im Zuge der Fortschritte in der Metallverarbeitung im 19. Jahrhundert wurden vermehrt Stahlkonstruktionen eingesetzt.
Das hier gezeigte Objekt wurde zwischen 1880 und 1890 gefertigt. Es besteht aus vier gestopften Wülsten und ist aus Leinenstoff gearbeitet; die Füllung bestand in der Regel aus Rosshaar. Mit Hilfe eines Stoffgürtels wurde die Polsterung, zu diesem Zeitpunkt auch als Turnüre bezeichnet, um die Taille gebunden. Das Schönheitsideal der Damenmode war in dieser Phase eine stark ausgeprägte, unnatürliche S-Optik, die Brust und Gesäß extrem betonte.
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