In einer kleinen Bucht am Ufer des Jungfernsees sind zwei Fischer in einem Boot damit beschäftigt, einen Fang aus dem Wasser zu ziehen. Sonnenlicht durchflutet den für Karl Lindemann-Frommel (1819–1891) typisch luftig-leicht gezeichneten Baumbestand. Linkerhand bewegen sich zwei Spaziergänger auf dem Uferweg Richtung Wasser. Die Bildmitte dominieren vier schmale, ineinander verwachsene Baumstämme, die den Blick auf die 1841–1844 unter Friedrich Wilhelm IV. errichtete Heilandskirche am gegenüberliegenden Ufer freigeben. Die Lithografie stammt aus dem dritten Heft der in vier Lieferungen zu je sechs Blättern erschienenen Serie „Lindemann-Frommel´s Skizzen und Bilder aus Potsdam und der Umgegend“. Der Kunsthistoriker Franz Kugler (1808–1858) urteilte über die Publikation im „Deutschen Kunstblatt“: „[…] Heute lag von ihm [Lindemann-Frommel] eine große Anzahl von Ansichten aus Potsdam und dessen reizvoller landschaftlicher Umgebung vor: die berühmte Mühle, Sakrow, Glienike, das Palmenhaus, Charlottenhof, die Friedenskirche, Babelsberg, der Marmorpalast u.s.w. Der Künstler hat überall die interessanten und entzückenden Punkte gut zu finden gewußt; die Ausführung, in Sepia, ist frisch und genial hingeschrieben; doch ist uns vorgekommen, daß der Charakter oft ein wenig zu römisch, anstatt potsdamisch ist […].“ Das Unpotsdamische macht den besonderen Reiz der Arbeiten Lindemann-Frommels aus. Kaum einer seiner Zeitgenossen wusste in der Lithografie derart mit Licht zu modellieren wie der in Italien ansässige Künstler. [Uta Kaiser]
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