Das Kästchen ist außen mit silbernem, innen mit hellgrünem Papier beklebt. Der Deckel ist vertieft: Er ist oben mit einer Glasscheibe abgedeckt, innen mit weißer Seide überzogen. Auch die Schleife, die den Blütenzweig aus Haaren mittig bedeckt, ist aus Seide. Der Rahmen ist ebenso mit einer goldgeprägten Borte verziert wie der grüne Glasstein. Ein kleiner Kranz aus braunem Haar, verziert mit goldfarbenen Perlen, umrahmt den grünen Glasstein, auf dem schemenhaft eine Frauenfigur zu erkennen ist. Das Haar stammt, laut beiliegendem Brief, von zwei verschiedenen Männern:
Görlitz, den 11.2.44
Liebe Luise!
In beifolgendem Kästchen erhältst Du das Dir so theure Andenken Deines Bruders. Verzeihe daß ich in der Überzeugung auch in Deinem Herzen und Deiner Erinnerung einen schönen Platz erworben zu haben von meinen eigenen Haaren einige hinzu fügen ließ. Mit dem Wunsche und der Bitte mir immer diese Liebe zu bewahren verbleibt
Dein Cousin Carl Grosekuff
Viele Grüße an Alle die meiner sich noch wohlwollend erinnern.
C. G.
Die Haararbeit in dem Kästchen belegt die Wirkmacht, die dem abgeschnittenen Haar abwesender Personen zugeschrieben wurde: Mit dem Ziel, nicht nur den vermutlich verstorbenen Bruder der Angebeteten, sondern auch sich selbst dauerhaft in ihrem Leben zu verankern, ließ der Urheber von Brief und Kästchen eigene Haare mit in den Haarzweig einarbeiten.
Literatur: Jana Wittenzellner (2020): Haarbilder. Erinnerungen unter Glas. Husum: Verlag der Kunst.
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