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Ethnologisches Museum Afrika [III E 4661]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=207658&resolution=superImageResolution#4500092 (Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin / Martin Franken (CC BY-NC-SA)
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Geschosse

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Description

Historischer Hauptkatalog: "8 [nachtrgl. vermerkt] Geschosse aus Eisen. Mavudji. (Hassan bin Omari)"

Vorbesitzter
Hassan bin Omari (Makunganya) (bis 1905)

Biografische Fragmente zu Hassan bin Omari (Makunganya)
Hassan bin Omari, auch Makunganya genannt, war einer der einflussreichsten Händler im Südosten des heutigen Tansania. Seine Herkunft lässt sich angeblich auf die Makanjila-Yao in der Nähe des Nyassa-Sees zurückführen, er lebte aber seit seiner frühesten Kindheit in Kilwa Kisiwani, war sehr gut in die muslimische Küstengesellschaft der Swahili integriert und kontrollierte den Sklavenhandel und die Karawanenrouten von Makanjila bis an die Küste. Bereits im Jahr 1888 soll er am Widerstand gegen Vertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft beteiligt gewesen sein. Hassan bin Omari wehrte sich so erfolgreich gegen den Herrschaftsanspruch der Deutschen in Teilen der südlichen Küstenregion, dass die Letzteren keine Kontrolle über das Territorium und die Bevölkerung außerhalb des stark befestigten Bezirksamts Kilwa hatten, dessen Fort Makunganya 1894 mit mehreren tausend Soldaten angegriffen haben soll. Im Jahr 1895 rückten vier Kompagnien der sogenannten Kaiserlichen Schutztruppe unter dem Kommando von Oberstleutnant Lothar von Trotha gegen Makunganya sowie seine Anhänger vor mit dem erklärten Ziel ihn zu "vernichten". Seine Residenz wurde zerstört, und seine Besitztümer, darunter auch Korrespondenzen, erbeutet und Makunganya schließlich gefangen genommen. Er wurde im November 1895 von deutschen Truppen (darunter der "Sammler" des Objekts Lieutnant Hans Glauning) nach Kilwa gebracht, wo er zusammen mit einer Gruppe von Anhängern und Amtsträgern vor ein "Militärgericht" gestellt, verurteilt und gehängt wurde. Aber nicht nur sein unmittelbares Umfeld, sondern die in seinem Einflussbereich lebende Bevölkerung wurde "bestraft", indem ganze Dörfer niedergebrannt wurden. Heute erinnert noch ein Gedenkstein in Kilwa an Makunganya, der am Ort seiner Hinrichtung in der nachkolonialen Ära aufgestellt wurde.

Aneignungskontext
Hans Glauning, der zum Zeitpunkt des Kriegszuges gegen Hassan bin Omari Lieutnant in der sogenannten Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika war und auch in den Folgejahren eifrig für das Berliner Museum für Völkerkunde „sammelte“, stand Makunganya als Feind gegenüber und schenkte die Geschosse im Jahre 1896 dem Königlichen Museum für Völkerkunde. Die genaueren Umstände der Aneignung und der Begegnung Glaunings mit Makunganya sind nicht bekannt. Die Geschosse könnten unter den in den Höhlen konfiszierten Objekten gewesen, Makungaya während seiner Verhaftung abgenommen worden oder im Verlauf seiner Überführung nach Kilwa durch die Achte Kompanie in die Hände von Glauning geraten sein. Dass Glauning die Geschosse als explizites Eigentum bzw. Besitz des Makunganya auswies, könnte auch dazu gedient haben, den Trophäencharakter dieser Stücke und damit ihren Wert zu unterstreichen. Gewiss ist aber, dass die Geschosse während des Krieges gegen Hassan bin Omari, seine Amtsträger und Unterstützer und die Bevölkerung erbeutet wurde – ein definitiver Beleg dafür, dass es auch tatsächlich ihm gehörte, steht noch aus.

Quellen
Baumann, Oskar (1895): „An den Vorstand des Vereins für Erdkunde in Leipzig“, 17.12.1895, in: Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig 1895, S. 12–13.
José A. S. Castcro (2007): Utenzi, War Poems, and the German conquest of East Africa. Trenton, New Jersey: African World Press.
Gwassa, Gilbert C.K. (2005): The Outbreak and Development of the Majji-Maji-War 1905–1907. Köln: Rüdiger Köppe Verlag.
Iliffe, John (1979): A Modern History of Tanganyika. Cambridge: Cambridge University Press.
Ivanov, Paola und Kristin Weber-Sinn (2018): Sammelwut und Gewalt: Objekte aus kolonialen Kriegen im Depot des Ethnologischen Museums, Berlin. In: Lili Reyels, Ivanov, Weber-Sinn (Hg.): Objekte aus den Kolon

Material/Technique

Eisen

Measurements

Objektmaß: je max. 1,5 x 1,5 x 1,5 cm; Gewicht: 0,05 kg (alle 8 Geschosse zusammen)

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Das aus der königlichen Kunstkammer hervorgegangene Ethnologische Museum gehört seit seiner Gründung 1873 international zu den größten und...

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