Laut einer Aufzeichnung der Prinzessin Louise Friederike von Schwarzburg-Rudolstadt (1706-1787) aus dem Jahre 1769 wurden das kostbare Kleid und die Mütze für die Taufe des Grafen Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt (1641-1710) angefertigt. Jener erblickte inmitten des Dreißigjährigen Krieges, kurz nach Plünderung und teilweiser Verwüstung der Residenzstadt Rudolstadt, am 2. März 1641 kurz nach 18.00 Uhr das Licht der Welt. Für seine Eltern, Aemilie Antonie (1614-1670) und Ludwig Günther I. von Schwarzburg-Rudolstadt (1581-1646), war diese Geburt ein besonderes Ereignis, sicherte sie doch nicht nur die Regierungsnachfolge, sondern auch den Erhalt des Hauses. Obgleich die Geburt des Jungen glücklich verlaufen war und rechtzeitig durch das Wochenfest gefeiert wurde, stellte seine Taufe - die Aufnahme in das christliche Leben - den eigentlichen Höhepunkt dar. "Sie galt gewissermaßen als die soziale Besiegelung der Geburt, denn erst durch die Taufe wurde aus dem kleinen Geschöpf ein soziales Wesen, ein Mensch mit einem Namen und einem Platz in der familiären und sozialen Kontinuität." (Dülmen1999, Bd. 1, S. 85) Zudem reinigte die Taufe das Kind von der Sünde der Empfängnis und letztendlich von der Erbsünde Adams und Evas. Darüber hinaus war die Ansicht verbreitet, dass getaufte Kinder bessere Überlebenschancen besaßen und unanfälliger gegen Krankheiten seien. Nachdem die notwendigen Schreiben an einzelne Höfe abgegangen, die Patenschaften (überwiegend Angehörige der Verwandtschaft, z. B. Braunschweig, Oldenburg) geregelt sowie die notwendigen Delikatessen für das anschließende Festmahl besorgt waren, kam es aufgrund dieser sorgfältigen Vorbereitungen erst nach neun Tagen zum festgelegten Taufzeremoniell. Das Läuten der Glocken in der Stadt leitete am 11. März um 12.30 Uhr die feierliche Taufe in der Schlosskirche der Heidecksburg ein. Die Predigt hielt Superintendent Johannes Rothmaler (1601-1650). Das darauffolgende Festessen fand im "Kleinen Saal" des Renaissanceschlosses Heidecksburg statt, wo fünf Tafeln - je eine Herren-, Frauen-, Räte-, Junker- und Marschalltafel - aufgestellt waren und auf denen aus Anlaß des Tages unabhängig vom Menü verschwenderisch Schalen mit Konfekt standen. Das gut erhaltene Taufkleid und die dazugehörige Mütze wurden seitdem für mehrere Nachfahren der Grafenfamilie genutzt. Als letzter soll Fürst Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt (1767-1807) seine Taufe am 11. August 1767 in diesem Kleid erhalten haben. [Doreen Winker]
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