Die Fotografie des Dortmunder Fotografen Hermann Borschel zeigt den Rohbau der von 1877 bis 1879 errichteten Städtischen Gewerbeschule am Hohen Wall in Dortmund. Vor dem abgezäunten Rohbau sind Marktstände und einfache Karren zu erkennen. Auf späteren Fotopostkarten ist dort eine kleine Parkanlage mit einem Denkmal zum 1870/71er Krieg zu sehen. Nach Baufortschritt und Vegetation dürfte das Foto etwa im November 1878 entstanden sein.
Die feierliche Einweihung der Schule fand am 11. Dezember 1879 statt. Das Gebäude wurde vom Dortmunder Architekten Nordmann geplant und vom Bauunternehmer Brothuhn errichtet. Rektor der 1866 gegründeten Städtischen Gewerbeschule war von 1868 bis 1894 Dr. Hermann Behse.
Die Schule firmierte, neben dem weiter geltenden Namen "Städtische Gewerbeschule" ab 1877 als lateinlose, höhere Bürgerschule (Sexta bis Untersekunda) mit darauf folgenden Fachklassen, dann ab 1903 als Oberrealschule. 1917 zog die Oberrealschule in eine neues Schulgebäude an der Brügmannstraße. Das Gebäude am Hohen Wall ging 1917 an das Städtische Lyzeum II, ein Gymnasium für Mädchen. Die Schule wurde später in Schiller-Gymnasium umbenannt. Das hier zu sehende Schulgebäude am Hohen Wall wurde am 21. Mai 1943 bei einem alliierten Bombenangriff völlig zerstört.
Bei der Fotografie handelt es sich um eine bemerkenswert frühe Architekturfotografie aus dem aufstrebenden Ruhrgebiet. Auf Grund der in der Literatur nachgewiesenen Baudaten ist die Fotografie zuverlässig auf 1878 datiert. Hermann Borschel ist als Fotograf von ca. 1866 bis um 1890 in Dortmund nachgewiesen. [Ludger Tekampe]
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