Darstellung/ Ikonographie: Das Epitaph erinnert an die 1599 verstorbene Anna Maria Hübner und ihre beiden ersten Ehemänner. Die Familie ist in der Sockelzone abgebildet. Aus der Darstellung geht hervor, dass Anna Maria zwei Töchter hatte, die jung verstorben sind. Links sieht man die drei Ehemänner. Das verlorene Mittelbild zeigte ein seltenes alttestamentliches Bildthema. Abgebildet war Jephta (Jiphtach), einer der Richter in Israel (Ri 10,6–12,7). Dieser opferte, einem Gelübde folgend, nach einem Sieg über die Feinde Israels seine Tochter. Das Bildthema könnte auf den Tod Matthias Ruprechts im Türkenkrieg oder auf den Tod der beiden Töchter anspielen. Das Epitaph gleicht im Aufbau anderen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Anstelle der Säulen oder Pilaster sind hier neben dem Mittelbild jedoch Muschelnischen ausgebildet, während seitliches Rollwerk fehlt. Der Giebel ist zweigeteilt gebildet. Beim unteren, geschweiften Giebelteil erscheinen erstmals Voluten.
Zur Person/ Familie: Der Auftraggeber des Epitaphs war der dritte Ehemann Annas, Gregor Hübner. Er ist in einem prächtigen fellbesetzten Mantel abgebildet. Der erste Mann war der in einem modischen geschlitzten Wams dargestellte Veit Weber († 1590), der zweite Matthias Ruprecht († 1596). Ruprecht war Teilnehmer des sog. Langen Türkenkrieges (1593–1606) im Rang eines kaiserlichen Feldwebels. Er ist in Rüstung dargestellt. Er fiel 1596 während der Belagerung der Festung Komorn (ung. Komárom, slow. Komárno, heute Slowakei) durch die Türken. Der Kleidung nach zu urteilen dürfte Gregor Hübner ein Kaufmann gewesen sein. Offenbar hatte Anna Maria Hübner nur zwei Töchter, die zudem jung verstorben sind. Gregor Hübner lebte laut Inschrift in der Schrötergasse (Schulstraße), dies ist auch im Einwohnerverzeichnis von 1578 nachgewiesen, allerdings ohne genaue Hausnummer. Dagegen sind die Ehemänner Veit Weber und Matthes Ruprecht nicht enthalten.
Kommentar: Die qualitätvolle Malerei dürfte vom selben Maler stammen, der auch das Epitaph der Dorothea Amend (Inv-Nr: 7578, 1592) sowie die älteren Emporenmalereien in der Kirche in Mittelherwigsdorf schuf.
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