Die hier dargestellte Szene stammt aus der alttestamentlichen Geschichte des Feldherrn Jephtha (Richter 10,6–12,7), der Gott gelobte, im Falle des Sieges über die Ammoniter das erste zu opfern, dass ihm bei seiner Rückkehr entgegenkäme. Hatte er dabei ursprünglich vielleicht eher an ein Tier gedacht, so war es dann tatsächlich seine Tochter, die ihm freudig entgegensprang. Das Gemälde zeigt diesen Moment, in dem Jephtha, von rechts kommend und zu erkennen an Rüstung, Helm, Bart und rotem Umhang, sich entsetzt abwendet, als er erkennt, was geschieht. Weitere Soldaten, einer davon zu Pferd, sind hinter und neben ihm und beobachten die Geschehnisse. Jephthas Tochter, die von links kommt und die ein gelb-rot-weißes Kleid trägt, lässt bereits das Tamburin hängen, da sie erkennt, dass etwas nicht in Ordnung ist, während die jungen Frauen in ihrem Gefolge noch einen Freudentanz aufführen. Weitere Gestalten beobachten die Szene. Im Hintergrund sind die mächtigen Mauern und prachtvollen Gebäude von Jephthas Heimatstadt zu sehen. Während der Himmel auf der Seite der Tochter noch hell erleuchtet und sonnig ist, türmen sich auf Jephthas Seite bereits dunkle Wolken auf. Die bedrohliche Atmosphäre wird durch die steilen Felsenklippen im Hintergrund noch gesteigert. Ganz rechts im Vordergrund schließt ein Baum die Szenerie ab.
Georg Friedrich Händel vertonte den Stoff in seinem Oratorium "Jephtha" (1752, HWV 50). Anders als in der biblischen Geschichte wird die Opferung der Tochter, die hier Iphis heißt, im letzten Moment durch einen Engel verhindert.
Das Gemälde wird Isaak Fisches d.Ä. (1638-1706), einem Hauptvertreter des Augsburger Barock, zugeschrieben. Das Bild ist unsigniert.
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