museum-digital
CTRL + Y
en
Stadtmuseum Lippstadt Stadtdarstellungen Grafik Krieg und Frieden [1998/04]
Flugblatt mit Befestigungs- und Stadtplan Lippstadts (Stadtmuseum Lippstadt CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Stadtmuseum Lippstadt (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Previous<- Next->

Flugblatt mit Befestigungsplan und Stadtplan Lippstadts 1623

Contact Cite this page Data sheet (PDF) Canonical version (record) Calculate distance to your current location Mark for comparison Graph view

Description

Zwei Teile eines Flugblattes, mit Klebestreifen zusammengesetzt, unter Passepartout und Glas gerahmt.
Betitelt: "Eigentliche Erzählung der Belaegerung Lippstatt/darin das fürnembst so sich by derselben zugetragen/wie unnd welcher massen auch endtlich die ubergebung unnd Außzug den 2. Novembris beschen/beschrieben wirdt."

Oben perspektivische Darstellung (Vogelschau) der Stadt Lippstadt, ihrer Befestigung und des Umlands zur Zeit der Belagerung im Jahre 1623.
Mit zeichnerischer Darstellung der Kriegsbeteiligten und Laufgräben wie auch erklärenden Schriftzügen: "Diese Lauffgraben sindt von wegen wässerige grundts verlassen worden", "Lauffgraben der Neuburgischen, an diesen Staketten, ist zum Sturm ein anfang gemacht", "S. Excel. Graff von Ridtberg.", "Außzug des Brandenburgischen und Statischen kriegsvolcks geschehen 2. Novembris.", "Lauffgraben deß Graffen von Embdens, isenburgs, und Herrn Fuckers volck.", "Der Italianer Lauffgraben.", "Der Walonen, und Burgundier lauffgraben", "Der Brandenburgischen Lauffgraben."

Unten die gedruckte textliche Erzählung der Geschehnisse und Abläufe bei Belagerung und Übergabe der Stadt. Das Blatt ist mit Unterbrechung auf Höhe des Kupferstichs von einer Rankenborte eingefasst.

Holzrahmen, Ende 20. Jh., schmale profilierte Leisten (Breite 1,6 cm), goldfarbenes Lichtprofil. Rückseite mit Karton und Klebeband verschlossen. Oben mittig kleiner trapezförmiger Aufhänger. Seit 1998 Museumseigentum, aus Lippstädter Besitz.

Material/Technique

Papier, gedruckt

Measurements

Blatt 1 Höhe: 15 cm, Breite: 18,5 cm; Blatt 2 Höhe: 23 cm, Breite: 28,5 cm

Detailed description

Ausschnitt aus Bildführer
"Städtisches Heimatmuseum Lippstadt"
- Ulrich Becker

Nach dem Sieg der Kaiserlichen bei Stadtlohn Aug. 1623 belagerte ab September ein in spanischem Sold stehendes Heer die einzige noch in gegnerischer Hand befindliche Stadt Westfalens. Der Versuch der "Spanischen", die Lippe umzuleiten, wozu innerhalb weniger Wochen zigtausende Kubikmeter Erde bewegt wurden, misslang kurz vor Abschluss (der "Spanische Graben" nördlich der Stadt war noch im 20. Jhdt. zu erkennen). Dennoch erfolgte am 2. November 1623 die Übergabe Lippstadts; für die Garnison waren die Kapitulationsbedingungen vom niederländischen Stadthalter Moritz von Oranien, für die Belagerer vom spanischen Oberbefehlshaber A. Spinola gebilligt worden. Bios zum Ende des Krieges wechselte die Garnison mehrfach. Die Belagerung fand reichsweites Aufsehen. von keinem andern Ereignis in der Frühzeit des 30-jährigen Krieges in Westfalen existieren so viele Darstellungen, nämlich insgesamt sieben Kupferstiche (und ein Nachstich des 18. Jhdts.), wobei die Verleger voneinander "abgekupfert" haben, bis zur Unkenntlichkeit des Stadtbildes bei relativ genauer Wiedergabe des militärischen Geschehens und Unmaßstäblichkeit der figürlichen Staffage.
Sind die Stiche, von denen das Museum sechs besitzt, teils sehr selten, so handelt es sich bei diesem Flugblatt um ein Unikat. Vorlage war die Darstellung aus den Hogenberg'schen Geschichtsblättern von 1624, wobei der Stich durch dreizeiligen Titel oberhalb und ausführliche "Erzehlung der Belägerung Lippstatt ..." unterhalb, beides im Typendruck, zum Einblattdruck umfunktioniertt wurde. Diese Erläuterung in drei Kolumnen, separat gedruckt, ist dem Kupferstich (alt) angeklebt, während der Titel dem Abzug, teilweise innerhalb des Plattenrandes aufgedruckt wurde.
Übrigens war der Befehlshaber der Belagerer, Johann von Ostfriesland, der erste, der "Lippe" oder "Stat(t) Lippe" als "Lipstat" bezeichnet hat - in einem Schreiben von 1616.


Johann III. aus dem Hause Cirksena (* 1566, Aurich; † 23. Jan. 1625, Rietberg) war der jüngere Bruder des Grafen Enno III. von Ostfriesland. Er begründete die kath. Nebenlinie der Cirksena i. der westf. Grafschaft Rietberg, das sog. Haus Ostfriesland.
Johann verheiratete sich 1601 mit Sabina Catharina, der Tochter seines Bruders Enno. Diese hatte im Berumer Vergleich das Erbe der Grafschaft Rietberg zugesprochen bekommen, das über ihre Mutter Walburg von Rietberg zusammen mit dem Harlingerland an die Familie Cirksena gekommen war. Johann war schon früh zum kath. Glauben zurückgekehrt. Die Heirat zwischen den nahen Verwandten fand nach päpstlicher Erlaubnis (Dispens) statt.
Zusammen mit seiner 1601 ebenfalls kath. gewordenen Frau machte er die Reformation in der Grafschaft Rietberg wieder rückgängig. Durch seine kath. Konfession standen ihm nun Tür u. Tor für eine Karriere in kaiserlichem Dienst offen. So wurde er Offizier in kaiserlichen u. spanischen Diensten. Auch eroberte Johann für den Bischof von Paderborn 1604 dessen protestantische Bischofsstadt zurück u. war dabei auch nicht unschuldig an Gräueltaten an der Bevölkerung.
Dass Johann nicht nur aus politischen Gründen konvertiert war, zeigte die Stiftung eines Franziskanerklosters in Rietberg. Nach dem Tod seiner Frau im Kindbett bei der Geburt ihres 11. Kindes 1618 regierte Johann die Grafschaft Rietberg bis zu seinem eigenen Tod 1625. Er ließ seine Residenz Schloss Rietberg mit modernen Festungswerken versehen u. das Hauptgebäude im Stil der Weserrenaissance umgestalten.
Johann Cirksena war verheiratet mit Sabina Catharina Cirksena, Erbin der Grafschaft Rietberg. Aus dieser Ehe gingen elf Kinder hervor:
- Edzard (* 2. Februar 1602, † 28. März 1603)
- Anna Walburgis (* 27. Oktober 1603, † 29. November 1604)
- Catharina Maria (* 28. Okt. 1604, † ?), verheiratet mit Marquis von Warenbon
- Ernst Christoph, (* 1. April 1606, † 31. Dezember 1640), 1625–1640 Graf von Rietberg, Vizemarschall, verheiratet mit Albertine Maria Marquise de St. Martin
- Enno Philipp (* 23. März 1608, † 14. Mai 1636), Domherr in Köln, Straßburg und Paderborn
- Leopold (* 23. November 1609, † 14. November 1635), Domherr in Köln, Straßburg und Paderborn
- Walburgis Maria (* 8. Mai 1612, † 13. Juni 1613)
- Ferdinand Franz (* 4. Oktober 1613, † 27. Juni 1648), Domherr in Köln, Magdeburg, Straßburg und Halberstadt
- Clara Sophia (*7 . März 1615, †? )
- Anna Clara (* 30. Mai 1616, † ?)
- Johann IV. (* 31. Mai 1618, † 7. August 1660), 1640–1660 Graf von Rietberg, verheiratet mit Anna Catharina Gräfin zu Salm-Reifferscheidt

__

1623 war Lippstadt die einzige Stadt in Westfalen, die sich noch in protestantischer Hand befand. Im September des Jahres begann die Belagerung durch ein in spanischem Sold stehendes Heer von Deutschen, Italienern, Burgundern, Wallonen und weiteren Söldnern. Die Stadt musste sich Anfang November 1623 ergeben.
Von der Belagerung, die über Westfalen hinaus Beachtung fand, existieren nur sehr wenige zeitgenössische Darstellungen. Dieser Einblattdruck mit ausführlicher Erläuterung in Buchdruck war bis 1998 unbekannt, als er im Kunsthandel erworben und dem Museum gestiftet wurde.

Literature

  • Becker, Ulrich (2003): Städtisches Heimatmuseum Lippstadt. Bildführer. Lippstadt, Seite 30
  • Michael Schmitt, Jochen Luckhardt (1982): Realität und Abbild in Stadtdarstellungen des 16. bis 19. Jahrhundert. Münster
  • Michael Schmitt, Patrick Schuchert (1989): Westfalia Picta Bd. IV: Kreis Soest, Kreis Unna, Stadt Hamm. Bielefeld, Seite 110
Map
Printed Printed
1640
[Relation to time] [Relation to time]
1640
1639 1702
Stadtmuseum Lippstadt

Object from: Stadtmuseum Lippstadt

Das Stadtmuseum Lippstadt ist in einem ehemaligen Patrizierhaus im Zentrum der Altstadt untergebracht. Sein jetziges Aussehen erhielt das Haus im 18....

Contact the institution

[Last update: ]

Usage and citation

The textual information presented here is free for non-commercial usage if the source is named. (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Please name as source not only the internet representation but also the name of the museum.
Rights for the images are shown below the large images (which are accessible by clicking on the smaller images). If nothing different is mentioned there the same regulation as for textual information applies.
Any commercial usage of text or image demands communication with the museum.