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Ehemalige Synagoge Laufersweiler [o. Inv.]
Matzenbäckerei der Familie Joseph aus Laufersweiler (Förderkreis Synagoge Laufersweiler e.V. CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Förderkreis Synagoge Laufersweiler e.V. (CC BY-NC-SA)
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Matzenbäckerei der Familie Joseph aus Laufersweiler

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Description

In der Kirchgasse, nur wenige Meter von der Synagoge in Laufersweiler entfernt, betrieb Familie Joseph eine Matzenbäckerei. In einem weiten Umkreis, sogar in Frankreich und Luxemburg, versorgten sie jüdische Gemeinden mit dem ungesäuerten Brot, sodass insbesondere zur Pessachzeit in dem kleinen Familienunternehmen rege Betriebsamkeit herrschte. Die Aufnahme aus dem Jahr 1937 zeigt Familie Joseph mit ihrer Belegschaft, den beiden Kindern Ruth und Heinz, und dem Rabbi (vorne, Mitte), der damals bei ihnen wohnte, um den Produktionsprozess zu beaufsichtigten. Unter den Arbeitern befanden sich sowohl Juden als auch Christen, nicht selten nahm Familie Joseph auch einige der Angestellten bei sich auf. Heinz Joseph erinnerte sich später: „Während dieser Zeit hatten wir immer einen Rabbi als Mitbewohner in unserem Haus und dann mussten wir auch koscher leben und – zusätzlich zu allen anderen Regeln – auch noch sämtliche jüdischen Vorschriften beachten.“

Während der Pogromnacht wurde auch die Familie Joseph angegriffen: Schergen der SS vertrieben sie aus ihrem Haus, verwüsteten Privat- und Geschäftsräume, schlugen Fensterscheiben ein. Heinz, Ruth und ihre Mutter Gertrude fanden Zuflucht bei einem Nachbarn, einem katholischen Priester, der sie versteckte und so vor weiteren Übergriffen bewahren konnte. In Folge der Pogromnacht sah sich Gertrude gezwungen sich von ihren Kindern zu trennen und diese ins Ausland zu retten; die Matzenbäckerei nahm nie mehr wieder ihren Betrieb auf. Ruth wurde in Holland bei einer Familie als Hausmädchen aufgenommen, 1942 von Westerbork nach Auschwitz deportiert. Heinz lebte bei Verwandten in Luxemburg, kam über Lodz nach Auschwitz und Birkenau, und wurde 1945 in Bergen-Belsen befreit. Er überlebte als einziger seiner Familie den Holocaust, wanderte 1947 in die USA aus und nannte sich fortan Henry Joseph. In einem Interview mit der Shoah Foundation berichtete er 1996 von seiner Kindheit in Laufersweiler und der Trennung von seiner Familie.

Als Matzen wird jenes ungesäuerte Brot bezeichnet, das zur Pessachzeit gebacken und verzehrt wird und an den überhasteten Auszug der Israeliten aus Ägypten und deren Befreiung aus der Sklaverei erinnern soll. Auf der Flucht war keine Zeit, den Teig für das Brot säuern zu lassen, weshalb für die Matzen lediglich Wasser und Mehl verwendet werden. Auch bei der Herstellung herrscht Eile, denn bei der Zubereitung des Brotes dürfen nicht mehr als 18 Minuten vergehen. Ein dafür ausgebildeter Rabbiner, ein sogenannter Maschgiach, achtet darauf, dass dabei die jüdischen Speisevorschriften eingehalten werden und zeichnet das Produkt als „koscher“ aus.

Material/Technique

Fotografie, schwarz-weiß

Ehemalige Synagoge Laufersweiler

Object from: Ehemalige Synagoge Laufersweiler

Die 1911 erbaute Synagoge Laufersweiler erinnert an die einst zahlreichen jüdischen Gemeinden in den kleinen Dörfern und Kleinstädten des...

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