Leicht keulenförmiger, hohe Stange aus farblosem Glas mit doppelwandigem, hochgestochenen Fuß. In polychromer Bemalung und radiertem Gold drei Zonen: untere Zone Festzug der Halleschen Halloren, sechs Männer in braunen Gewändern, getrennt durch Rosetten, auf dem Fuß die Inschrift: "VIVANT DIE BRÜDER IM THALE"; im mittleren Register das berufsständische Zeichen der Salzsieder in barocker Kartusche dargestellt, flankiert von zwei Salzwirkern in weißem Gewand und mit Schaufeln auf einem Landschaftssockel, auf der Rückseite üblicherweise ein Fahnenträger in Festtracht, eine Fahne mit dem preußischen Adler und Monogramm FWR (Fridericus Wilhelmus Rex) tragend; die obere Zone mit Silhouettendarstellung der Stadt Halle in radiertem, teilweise stark abgeriebenem Gold.
Bei diesem Glas handelt es sich um ein charakteristisches Beispiel der sogenannten "Hallorengläser", Werbegeschenke der Hallorenden, die in die Zeit nach 1707 datieren. Ursprünglich besaßen wohl alle Hallorengläser einen zugehörigen Deckel (s. verlinktes Vergleichsstück). Ihre für die Zunft von hohem identitätsstiftenden Wert machte sie bereits im 17. Jahrhundert zu repräsentativen Gaben. Noch heute verschenken die Halloren zu besonderen Anlässen Hallorengläser an wichtige Persönlichkeiten.
Das Prenzlauer Glas ist per Beschriftung auf das Jahr 1726 datiert. Es wurde 1945 ausgelagert und 1987 restituiert.
Museum im Dominikanerkloster, Prenzlau (Inv. Nr. V/3233 B)
Foto: Erwin Schreyer (1943)
Lit.:
Brigitte Klesse/Axel von Saldern, 500 Jahre Glaskunst, Zürich 1978, Kat. 326, S. 347.
Erich Blume, Verzeichnis der Sammlungen des Uckermärkischen Museums- und Geschichtsvereins in Prenzlau, Prenzlau 1908, 85 Nr. 174.
Rudolf von Strasser/Walter Spiegl, Dekoriertes Glas, München 1989, Kat. 37, S. 192/193.
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