Hier haben wir eine runde, an der Vorderseite gewölbte „Linse“, vielleicht 4 cm im Durchmesser.
Als die heiße Glasmasse noch formbar war, hat man ihr auf der Rückseite eine Art Stempel eingedrückt. Der Abdruck wurde später mit Säure geätzt. Von vorne betrachtet entstand so ein Eindruckt wie bei einem Relief. Dargestellt ist eine junge Dame mit hoch gebundenem Haar und Korkenzieher-Locken über den Ohren. Das ist eine typische Frisur der Zeit des Biedermeier (1814/15-1848).
Medaillon aus farblosem Glas mit eingeglaster Paste, wohl aus Gips oder Sulfiden (Kristallkeramik), Rand beschliffen mit kleinen Abplatzungen.
Pastenbildnisse sind dünne Reliefporträts aus einer bei hoher Temperatur gebrannten Porzellanmasse, die durch Formguss eingeglast werden. Eine dünne, oberflächlich eingeschlossene Luftschicht ruft ihren silbrigen Glanz hervor. Diese Paste zeigt das nach rechts gewandte Profilbildnis der Charlotte von Preußen (1798– 1860), spätere Kaiserin von Russland, eine Tochter König Friedrich Wilhelms III. und seiner Gemahlin Luise. Lediglich eine weitere sogenannte "Inkrustation" mit ihrem Bildnis ist überliefert. Sie ist zusammen mit Pasten ihrer Eltern sowie sechs ihrer Geschwister Bestandteil einer knapp 50 cm hohen Deckelvase aus der Zechliner Hütte von 1817. Die Vase befindet sich heute in der Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Inv.-Nr. XIII 215). Es ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass auch das ehemals in Prenzlau verwahrte Medaillon aus Zechlin stammt.
Ehemals Uckermärkisches Museum, Prenzlau. Vermutlich Kriegsverlust 1945.
Foto: Erwin Schreyer (1943)
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