Der in Jena als Student und Magister lebende, seit 1801 als Professor für Philosophie und Mathematik tätige Gerstenbergk besaß auch künstlerische Neigungen. Er bewarb sich sogar 1785 um die Stelle des durch den Tod von Schenk freigewordenen Posten eines akademischen Zeichenmeisters, den aber Oehme erhielt. Er hat sich mit einer Reihe kleinformatiger, für Stammbücher gefertigte Radierungen, die alle Motive aus Jena oder der näheren Umgebung zeigen, einen Nebenverdienst erworben. Gerstenbergk ließ die Blätter durch den ab 1794 als Buchhändler und "Hof-Commissair" tätigen Gotthold Ludwig Fiedler vertreiben, das Stück für 4 Groschen. Für seine Gesamtansicht von Jena hat er einen Standpunkt an der Spittelkirche gewählt, von der aus er, der Realität sehr nahekommend, vor allem die Häuser des oberen Fürstengrabens radierte. Etwas zu groß geraten ist Gerstenbergck dabei das
Türmchen auf dem Accouchierhaus am Fürstengraben. Auf dieser Ansicht ist erstmals das unterhalb der Garnisonkirche liegende, 1784/85 errichtete Gartenhaus des Theologen Griesbach abgebildet, dessen Garten als erster in Jena im englischen Stil gestaltet wurde. [Birgitt Hellmann]
bez. u. l.: "fec.de Gerstenbergck", u. M.: "Jena gegen Norden in der Fiedlers. Pappier-Handlung in Jena", u. r.: "4gr No. 9", weitere Literatur: Herbert Koch: Zur thüringischen Kunstgeschichte, 3. Christian Immanuel Gotthilf Oehme, in: Thüringer Fähnlein, 5(1936)p. 499ff.
Kat. Hellmann 1992, Nr. 58
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