Kupferstich aus dem "Politischen Schatzkästlein". Das "Thesaurus philo-politicus" ist eine Sammlung von Kupferstichen mit Stadtansichten als Beiwerk, für die der Dichter Daniel Meisner Gedichtszeilen entwarf. Hierzu wurde dem Blatt eine allegorische Szene hinzugefügt. Die Gedichtszeilen waren jeweils auf Deutsch und Latein zu lesen. Die Zeilen auf diesem Blatt lauten: "Qui bene Christicolas dioceet, et male vixerit, ille est, Cuius dextra manus datqe, sinistra rapid. // Welcher wol Lehrt, und doch darnebn Führt ein arg, böß und übels Lebn: Der ist ein solcher Mensch, sagt iedr, Deßn ein Hand gibt, die andr nimbts wiedr." Im Hintergrund ist die Stadt Lübeck zu sehen. Das Wappen oben links ist nicht zu identifizieren. Im Vordergrund erkennt man zwei Personen auf einem Stück Land. Die eine Person ist vornehm gekleidet, die andere eher ärmlich. Die Person mit zerschlissenen Kleidern hockt vor der anderen Person, ein Bischof vermutlich, am Boden und hält eine Schale empor in der Hoffnung, dass der Bischof dem Bettler etwas gibt. Das tut dieser auch, jedoch fasst er gleichzeitig mit der anderen Hand in den Beutel des Bettlers, den er auf dem Rücken trägt, und bestiehlt ihn. Gezeigt wurde das Blatt bereits 1938 in der Ausstellung "Georg Friedrich Händel und seine Zeit" im damaligen Städtischen Moritzburgmuseum Halle.
Beschriftung: Qui bene docet, et male vivit, quod una manu dat, altera rapit.
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